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2011

Fit gemacht für das Leben nach der Schule

Die Absolventen der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung.

Max-Eyth Schülerinnen und Schüler der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung verabschiedet

Mit einem kleinen Hauch von Wehmut nahmen 81 Schülerinnen und Schüler der Max-Eyth Schule in Alsfeld am Montag den 20. Juni ihre Zeugnisse zusammen mit einer Rose aus den Händen ihrer Klassenlehrerinnen und Lehrer in Empfang. Im Rahmen der von Abteilungsleiter Volker Weyandt eröffneten Verabschiedungsfeier veranschaulichten verschiedene Powerpoint-Präsentationen noch einmal sehr anschaulich die ganze Vielfalt der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung an der Max-Eyth Schule Alsfeld.
Bunt, abwechslungsreich, anstrengend, vor allem jedoch lehrreich war es gewesen, das vergangene Schuljahr, das im September mit den Einstiegsfahrten an den Edersee und nach Herbstein begonnen hatte. 102 Schülerinnen und Schüler mit sehr unterschiedlichen Bildungs- und Sozialisationsniveaus hatten in acht Klassen mit den Schwerpunkten Deutsch als Zweitsprache, Agrartechnik, Ernährung/Hauswirtschaft, Metall-, Kleinmaschinentechnik, Holztechnik, Sozialwesen, Textiltechnik sowie Wirtschaft und Verwaltung das Schuljahr begonnen. In dessen Verlauf konnten je nach beruflichem Schwerpunkt fünf verschiedene Qualifizierungsbausteine erworben werden, die Unterrichtsinhalte des ersten Ausbildungsjahres vermittelten.

Produktorientierte und lebensnahe Fachpraxis
Sichtbar, greifbar und mitunter auch essbar sind die beeindruckenden Ergebnisse des guten fachpraktischen Unterrichts in Alsfeld, die stolz mit nach Hause genommen wurden.
In so manchem Kleiderschrank hängt seit Mai 2011 ein hochwertiges und originelles Kleid, das jede Schülerin der Textilgruppe selbst entworfen, genäht und im Rahmen der MES Modenschau vor großem Publikum auch präsentiert hat.
Eine andere Gruppe baute aus Vollholz und Furnier die Hülle für ein Radio im Design der 50er Jahre.
Wie man Canapés kreiert und diese kleinen Appetithäppchen dann noch für seine Gäste schmackhaft präsentiert, lernten die Schülerinnen und Schüler des Bausteins Ernährung in der Ausbildungsküche der MES genauso, wie das Zubereiten einfacher, aber vollwertiger Speisen und Getränke.
Beim Agrarprojekt wurden Tomaten gezüchtet, eine kleine Außenanlage für alle angelegt und auch Kleinmaschinen gewartet oder wieder Instand gesetzt.
Ganz neue Möglichkeiten zur Förderung der Motorik kranker, alter und behinderter Menschen erkannten die Absolventen des Sozialpflegekurses beim Umgang mit Filz.

Babyschuhe und andere Gebrauchsgegenstände aus Filz wurden vom Knäuel bis zum Endprodukt eigenständig angefertigt um selbst ein Gefühl für diese Handarbeit im täglichen therapeutischen Einsatz in Kindergärten und der Altenpflege zu entwickeln.
In enger Kooperation mit dem Haus Stephanus erwarben die Teilnehmer dieser Klasse außerdem Basisqualifikationen zur Unterstützung von hilfebedürftigen Menschen bei der sinnvollen Tagesgestaltung.
In diesem Zusammenhang ist auch das Babyprojekt zu nennen, in dessen Verlauf sechs junge Damen eine Woche lang durch entsprechend programmierte Puppen, Tag und Nacht überaus wertvolle Erfahrungen mit den anstrengenden Bedürfnissen eines Säuglings machten.

Im Fachbereich Metall für Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache fertigte jeder Schüler im Verlauf des Halbjahres eine dekorative Seerose. Als Prüfungsstück musste ein s-förmiger Kerzenständer selbständig und fachgerecht
hergestellt werden.

Interkontinentale Verständigung in den DaF-Klassen
Aber auch sprachlich und kulturell sind die Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung der Max-Eyth Schule eine sehr vielfältige Landschaft.
24 junge Menschen aus 10 unterschiedlichen Nationalitäten lernten und arbeiteten in zwei Klassen mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache (DaF) an ihrer Zukunft in Deutschland.
Von Haiti über Äthiopien, Afghanistan und den Iran geht die kulturelle Brücke bis nach Alsfeld, und die deutsche Sprache ist dabei der Schlüssel zur Integration fremdsprachlicher junger Menschen, die sehr unterschiedliche Schicksale nach Deutschland führten.
Diesen Schülerinnen und Schülern bleibt oft nur die schulische Bildung als legale Berufsperspektive in der neuen Heimat. Besonders hervorzuheben ist die besondere Atmosphäre von gegenseitiger Toleranz und Solidarität  und eine für hiesige Verhältnisse ungewöhnliche Dankbarkeit für das Vermitteln von Wissen, die die DaF-Klassen in Alsfeld prägt.

Tagesfahrten, Betriebspraktika und Projekte als Schlüssel zur Realität
Immer wieder wird in den Bildungsgängen zur Berufsvorbereitung im Rahmen von Projekten das Selbstbewusstsein und die Motivation des Einzelnen gefördert und gefordert. Pädagogisch innovativ war der diesjährige Golfkurs zur Schulung der Konzentrationsfähigkeit, denn oft mangelt es später an eben dieser in Ausbildung und Beruf.
Für den Weihnachtsbasar wurde ein kompletter Verkaufsstand aus Holz gefertigt, und auch der Schüleraufenthaltsraum wurde aufwändig selbst renoviert und attraktiv gestaltet. Bei den beiden mehrwöchigen Betriebspraktika konnten die neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten dann direkt eingebracht werden um als Sprungbrett in eine Ausbildung zu dienen.
Spezielle Trainingseinheiten im Fitnesstudio und auch der Ausflug auf die Eisbahn in Frankfurt sollen den Schülerinnen und Schülern Alternativen zur digitalen Freizeitgestaltung aufzeigen.
Tagesfahrten ins Kommunikations-museum, zum Hoherodskopf oder nach Köln kamen genauso gut an wie Erlebnispädagogik beim Kanufahren und beim Wandern.

Sozialpädagogisches Erfolgsrezept
Hessenweit wohl einmalig ist der zahlenmäßige Zuspruch von mehr als 100 Schülerinnen und Schülern, die sich zu Schuljahresbeginn zu den Bildungsgängne zur Berufsvorbereitung in Alsfeld anmeldeten. Er dokumentiert damit auch die ausgezeichnete Arbeit des Sozialpädagogenteams der Max-Eyth Schule.
Kerstin Pfeiffer, Lars Schlichting und Uwe Zaschel waren ein Jahr lang immer für „ihre Kinder“ da und organisierten erlebnispädagogische Aktionen genauso wie Selbstbehauptungskurse, Nachhilfeangebote oder auch Praktikumsplätze.
Das EIBE Erfolgsrezept besteht dabei auch aus Angeboten, die sich mit Gewaltprävention, Rassismus und dem Umgang mit Drogen und Kriminalität auseinandersetzen. Vielen Teilnehmern wurde beispielsweise erst nach der Fahrt ins ehemalige Konzentrationslager Buchenwald die besondere deutsche Verantwortung zu Toleranz und Humanität bewusst.
Ein motiviertes Team aus Lehrern, Sozialpädagogen und Ausbildern unterstützte die jungen Leute ein Jahr lang dabei, sich selbst eine berufliche oder schulische Perspektive zu schaffen, die für viele noch vor einem Jahr nicht möglich schien. 38 qualifizierende Hauptschulabschlüsse, 5 Hauptschulabschlüsse, und 37 fachpraktische, von den Innungen anerkannte Zertifikate sprechen eine deutliche Sprache.

Text und Bild Stefan Steiner