Schon seit einiger Zeit war uns aufgefallen, wie ungepflegt und unansehnlich die Grünanlagen auf dem Schulhof der Max-Eyth-Schule in Alsfeld aussahen. Von den einst angelegten „Ruhe-Inseln“ war nicht mehr viel übrig. Meterhohe Disteln, Brennnesseln, Quecken und anderes Unkraut bestimmen das Bild. Dieser Zustand müsste doch zu ändern sein.
Als Frau Rosi Schmitt eines Morgens einen Blick aus dem Lehrerzimmer warf und sich erneut über das wuchernde Gestrüpp auf dem Hof aufregte, kam ihr die Idee: Wie es Baumpatenschaften gibt, bei denen sich Menschen für den Schutz und den Erhalt von Bäumen einsetzen, kann es doch auch „Beetpatenschaften“ geben. Dabei würden Berufsfachschüler der Max-Eyth-Schule die Verantwortung für ein Beet auf dem Schulhof übernehmen, es reinigen und neu bepflanzen. Die BerufsfachschülerInnen, die sonst bei Frau R. Schmitt mit Computer, Word und PowerPoint umgehen, schwingen dann Hacken, Schaufeln, Heckenscheren und Gießkannen. Sie erlernen zudem im Theorieunterricht bei Frau V. Steinbrecher Anfragen an Sponsoren zu schreiben, Angebote zu vergleichen, die Kosten des Beetes zu kalkulieren und letztendlich eine Auswahl der Pflanzen zu treffen.
Zu Beginn des neuen Schuljahres startete unser Projekt „Beetpatenschaft“. Spontan packten wir am Nachmittag Spaten, Axt, Rechen und Zollstock ins Auto, um am nächsten Tag mit den Berufsfachschülern zu beginnen. Gemeinsam mit den Berufsfachschülern suchten wir ein Beet aus und legten sofort los. In den nächsten 6 Stunden wurde „unser Beet“ erst einmal von Unkraut und Sträuchern befreit. Drei dicke Findlinge und drei Baumstümpfe kamen zum Vorschein, d. h. alte Wurzeln mußten ausgegraben und die dicken Steine vom Beet gerollt werden. Genau das Richtige für kräftige Jungs. Harun, Christoph, Jonas und Max beseitigten die Steine vom Beet. Christoph gräbt unermüdlich große Wurzeln aus, während Max, Jonas und die anderen Jungs einen Baum fällten, der im Weg stand.
IIIIIhhhh schreien Luana und Marie, „da sind so viele Kellerasseln“. Nick wurde zum rasenden Reporter, er hielt alles per Handy-Kamera fest. Gemeinsam mit den Mädels zogen sie alle Äste vom Beet, zerkleinerten sie mit der Astschere und luden diese auf einen Anhänger. Das ganze Ausmaß der Arbeit kam zum Vorschein. Mit so viel Arbeit hatten wir nicht gerechnet. Uns wurde schnell klar, dass wir an unsere Grenzen stießen. Die Erde war fest wie Beton, an ein Bearbeiten war nicht zu denken und schon gar nicht an ein Umgraben. Zwischen dem BG-Gebäude und der Treppe rutschte die Erde ab, vor dem Lehrerzimmer des kaufmännischen Gebäudes hatte sich die Erde um mindestens 80 cm gesetzt.
Wir holten uns einen bekannten Bau-Ingenieur zur Hilfe. Er gab uns u. a. folgende Ratschläge: Zwischen dem BG-Gebäude und der Treppe musste ein Hang abgefangen werden. Dazu waren zwei ca. 6 m lange und 60 cm hohe Mauern erforderlich. Das bedeutete: Fundamente ausschachten, Schotter holen und in das Fundament schaufeln, die Erde mit einer Rüttelplatte verdichten und große Basaltsteine schräg gegen den Hang legen. Unendliche viele Fragen schossen uns durch den Kopf. Wo bekommen wir Basaltsteine her? Dürfen wir auf einem öffentlichen Gelände eine Trockenmauer einbauen? Wie dick bzw. schwer müssen/dürfen die Steine sein? Wer leiht uns eine Rüttelplatte? Können und dürfen Berufsfachschüler mit einer Rüttelplatte arbeiten? Wo bekommen wir Schotter her?
Nach einigen weiteren Telefonaten und Anfragen bei hiesigen Firmen, holten wir uns Hilfe vom städttischen Bauhof in Alsfeld. Herr Alfons Garg und Herr Gerhard Frick halfen uns bei den Arbeiten. Sie stellten eine Rüttelplatte zur Verfügung. Herr Frick stand uns die gesamte Zeit beratend und tatkräftig zur Seite. Er fuhr mit uns nach Brauerschwend, um im Steinbruch entsprechende Steine für die Trockenmauer zu holen und half uns auch, die beiden Mauern fachgerecht aufzusetzen. Herr Garg war für den Fuhrdienst zuständig. Er sorgte dafür, dass Erde, Rindenmulch, Rüttelplatte und Fräße zur richtigen Zeit an der Baustelle waren. Die beiden Herren waren eine große Hilfe für uns. Ohne sie hätten wir das Beet in solch kurzer Zeit nicht fertig gestellt.
Während einige Berufsfachschüler draußen im Beet die entsprechenden Arbeiten verrichteten, setzten sich die andern Berufsfachschüler mit dem Kaufvertragsrecht auseinander. Dies bedeutete: Aufmaß für Erde, Unkrautvlies, Rindenmulch und Steine nehmen und die entsprechenden Mengen kalkulieren.
Jetzt mussten Angebote eingeholt, verglichen und die günstigsten Anbieter ausgewählt werden. Daraufhin wurden die Bestellungen rausgeschickt.
Eine Gruppe von Berufsfachschülern ging zu den ortsansässigen Baumärkten und informierten sich über Pflanzen die unseren Anforderungen entsprachen: Winterhart, langsam wachsende Pflanzen, die wenig Pflege benötigen, d. h. in den Sommerferien kein Wasser brauchen.
Wir verarbeiteten insgesamt:
2 m³ Schotter
6 t Steine
Ca. 150 m² Unkrautvlies
9 m³ Rindenmulch
6 m³ Erde
16 Koniferen
2 Hibiskus
2 Rhododendron
170 Blumenzwiebeln
3 Buchsbaum
2 Gräser
2 Blauschwingel
Lilien
2 Funkie
5 Bodendecker
3 Steingartengewächse
Insgesamt arbeiteten wir, - Frau Schmitt, Frau Steinbrecher und die ganze Klasse -, 60 Stunden lang. Dies war nur möglich, weil alle Beteiligten so begeistert von diesem Projekt waren, dass sie nach Unterrichtsende noch tatkräftig weiter arbeiteten.