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2010

Tischlerseminar mit Pfiff: Kopfwerker sind gefragt

„Nur der Designer macht es feiner“: Sechs Lehrlinge aus dem Vogelsbergkreis nahmen am Design-Kurs für Tischler teil

Design-Seminar vermittelt Azubi Gespür für Form und Funktion.

 

"Zweimalig" in Hessen ist das Designerseminar, das die Tischler-Innung im Vogelsbergkreis organisierte, das jetzt - nachdem es seit mehreren Jahren schon in Fulda angeboten wurde - auch an der Alsfelder Max-Eyth-Schule zum festen Programm der Auszubildenden gehört.

 

Oberhessische Zeitung vom 20.02.2010

Innungsobermeister Dieter Zinn freut sich, den angehenden Gesellen dieses tolle Angebot machen zu können: "Ich wollte den Azubi ein bisschen mehr bieten, als andere an anderen Schulen. So haben die Alsfelder Schüler den anderen gegenüber einen Wettberwerbsvorteil, wenn sie auf den Besuch eines Design- seminares verweisen können." Es sei wichtig, dass die Arbeiten nicht nur fachlich einwandfrei seien, sondern auch gut aussehen und etwas besonderes darstellen. "Das zu vermitteln, da haben die Lehrer nicht immer Zeit dazu", bedauerte Dieter Zinn.

Designer Masin Idriss aus Kassel ist der Fachmann, der den Tischlern in insgesamt vier Treffen ein Gespür für das richtige Aussehen vermitteln soll. Vier Treffen seien sicherlich nicht ausreichend, doch "wer daran Spaß findet, wird sich weiter informieren", erklärt Dieter Zinn. "Es ist bisher noch nicht erkannt worden, dass das Design genauso wichtig ist, wie die Fachkompetenz", ergänzt Masin Idriss. "Das Handwerk ist jedoch stark im Wandel. Heute sind Tischler als auch Kopfwerker gefragt. Die Parameter von früher, nach denen ein guter Handwerker beurteilt wurde - wie Gründlichkeit, Höflichkeit - sind selbstverständlich. Doch der Bauherr begrüßt heute auch individuelle Lösungen, die ihm der Tischler anbietet. Gestaltungskompetenz wird also immer wichtiger."

Sechs Schüler aus dem Kreis nahmen an dem Seminar teil - auf dem Lehrplan stand die Planung des Gesellenstücks, gespickt mit allerlei Hinweisen, die auch im späteren Berufsleben nützlich sein werden. Im Mai sollen die Arbeiten am Gesellenstück starten, doch wichtig ist die Planung schon vorab. Anhand kleiner Modelle, um schon von Anfang an räumlich zu bleiben, erarbeiteten sich die Schüler ein Gespür dafür, was wichtig ist und was nicht. Christoph Köhler (CEKA, Alsfeld), Tobias Kuhl (CEKA, Alsfeld), René Lamprecht (Lebensgemeinschaft Richthof), Tobias Habicht (Tischlerei Marko Oestreich, Metzlos), Sebastian Zinn (Schreinerei Zinn, Schwabenrod) und Marius Neurath (Schreinerei Kurtz, Alsfeld) waren die ersten Lehrlinge, die an dem Desgin-Kurs teilnahmen. "Es vermittelt andere Sichtweisen, wie man an etwas rangeht und wie man Lösungen finden kann", erklärt René Lamprecht. Sebastian Zinn hilft das Seminar vorallem bei der Entscheidung, was er zu seinem Gesellenstück macht: "Jeder muss sich schon vorher genau darüber klar werden, was er überhaupt baut." Eine klare Planung und Kreativität sind also schon vorab gefragt.

Stephan Scholtes, Fachlehrer für Bau- und Holztechnik, weist zum Schluss noch auf das Stipendium der Max-Eyth-Schule hin: "Über einen Entwurfswettbewerb am Ende des zweiten Lehrjahres wollen wir von Seiten der Schule dem Besten einen Platz im nächsten Seminar finanzieren." Die anderen Teilnehmer müssen die Kosten weiterhin von ihrem Betrieb erstattet bekommen oder selbst tragen.