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Inspiriert von der Welt und der Sehnsucht

Erleichtert und stolz nach der Modenschau zeigten sich die Auszubildenden nach den Läufen

Modenschau der Mode- und Maßschneider am 4. April führt in fremde Länder und weckt Fernweh

Fernweh! Schon der Klang des Wortes verheißt Reisen zu schönen Orten, Sehnsucht nach Land und Leuten, Eindrücke, die bleiben, Erinnerungen und Inspirationen. All das vereinen in diesem Jahr die Auszubildenden im Mode- und Maßschneiderhandwerk unserer Schule, die ihre alljährlich im Frühling stattfindende Modenschau unter das Motto "Fernweh" gestellt haben. Zweimal füllten sie am vergangenen Donnerstag die Aula unserer Europaschule, und unter den erwartungsvollen Gästen konnte der stellvertretende Schulleiter Thomas Möller Landrat Manfred Görig sowie den Ersten Stadtrat Berthold Rinner begrüßen. Georg Wittich, Schulfachlicher Dezernent des Staatlichen Schulamts, war nach Alsfeld gekommen, ebenso Lutz Bostelmann vom Forum Textil und Bekleidung sowie Lilli Felchle und Astrid Kaiser von den Prüfungsausschüssen der IHK und der Handwerkskammer.
"Ein Highlight" mit 49 Mitwirkenden kündigte Möller in seiner Eröffnungsrede an und dankte allen schulexternen und -internen Beteiligten für ihre Hilfe und Unterstützung. Unter anderen nannte er die Ausbildungsbetriebe sowie die Abteilungen Ernährung / Hauswirtschaft und Holztechnik. Gefördert wurde die Modenschau mit Mitteln aus dem Europaschulbudget, betonte der stellvertretende Schulleiter, der das praxisnahe und zukunftsorientierte Konzept der Abteilung Textiltechnik und Bekleidung lobte, das neben dem Berufsschulangebot für Auszubildende in Betrieben auch eine vollschulische Ausbildung bereithält, die auf große Resonanz stößt.
Die Moderation der Schau hatten Hellen Krause und Yasemin Erman übernommen. Die beiden Auszubildenden im dritten Lehrjahr nahmen ihre Gäste sehr charmant, witzig und kenntnisreich mit auf eine Weltreise, die mit eine Europatour begann. Unterwegs von Deutschland über Österreich und Italien nach Griechenland und Portugal, Frankreich und Spanien, erlebten Besucher und Models den Chic dieser Länder. Maritimen Look hatten die Auszubildenden ebenso neu interpretiert wie Trachten – herauskamen mutige, witzige Looks, die das Althergebrachte gleichsam wertschätzten und in die Moderne trugen. Alles Modelle waren von den angehenden Mode- und Maßschneidern selbst entworfen, gezeichnet und hergestellt worden. Zu den Arbeiten zählten auch zahlreiche Skizzen, die Auswahl der Stoffe und Accessoires sowie das Erstellen und Einhalten eines Zeitplans – immer mit der Modenschau vor Augen, aber auch mit dem Ende des Schuljahres und der Ausbildung in Sicht. Viel zu tun also für die Auszubildenden, die mit dieser Ausbildung oft erst den Grundstein für viele weitere Möglichkeiten legen – sei es die Arbeit in einem Unternehmen oder in der Selbstständigkeit, sei es die Weiterbildung per Studium oder Technikerausbildung, eine Tätigkeit beim Theater, beim Zoll oder vieles andere mehr. Einsatzgebiete für Mode- und Maßschneiderinnen gibt es viele, wie das Publikum von den Moderatorinnen erfuhr. Nach dem ersten Lauf präsentierten die Auszubildenden im ersten Lehrjahr handgefertigte Blusen – ein Pflichtteil in diesem Ausbildungsabschnitt, in diesem Jahr ganz aus Jeans. Dabei zeigten die jungen Menschen, wie vielseitig man ein und denselben Schnitt variieren kann, wenn man sich von modischem Geschick und Kreativität leiten lässt.
Ein "Ausflug in kalte Gefilde" stand als nächstes auf der Reiseroute. Kreationen, inspiriert von den Landschaften und Farben Skandinaviens, Russlands und der Antarktis zeigten die Mode- und Maßschneider-Azubis. In ihre Modelle eingefangen hatten sie das Blau-Gelb des schwedischen Mittsommers, das sphärische Blau finnischer Gletscherlandschaften und den weiblichen Chic der russischen Mode. Hier wie in den andren Läufen auch bestachen die Modelle durch die geschickte Auswahl und den Mix verschiedener Stoffe und Accessoires, Dazu kamen die treffsicher in Szene gesetzten Frisuren und das Make-Up, das den Looks einen letzten Schliff verpasste und die jeweiligen Typen perfekt unterstrich.
Weiter ging der Modeflug nach Asien, wo Tradition und Opulenz aufeinandertreffen. Mitreißende Kreationen, angelehnt an die farbenfrohen Seidenstoffe Chinas oder die reich verzierten Tempel Thailands. Ganz erstaunlich war es zu sehen, wie hier kulturelle Charakteristika in Mode umgesetzt wurde – deutlich zu sehen an breiten Gürteln, die der traditionellen Kleidung von Geishas entlehnt waren, oder Outfits, die direkt aus deinem Manga entnommen schienen – einschließlich Haarfarbe und Frisur.
Mit einer gutaufgelegten Schau von Jumpsuits – der Arbeit des zweiten Lehrjahres – zogen die Auszubildenden viele Blicke auf sich und sorgten für gute Laune. Auch sie hatten ein und denselben Schnitt mit verschiedenen Stoffen, Längen, Ausarbeitungen und Accessoires meisterhaft variiert und entlockten dem begeisterten Publikum viel Applaus, bevor alle miteinander in die Farbenvielfalt von Ländern wie Indien, Afghanistan, Ägypten, Kenia und Ghana eintauchten und sich dem Rausch der schönsten leuchtenden Farben hingaben. Auch stilistisch hatten die Mode- und Maßschneider die Kultur der zur Auswahl stehenden Länder vielfach aufgegriffen: So gab es neben fließenden Kleidern auch Reminiszenzen an die Kolonialmode zu sehen und an die Looks der Wüsteneroberer.
Ein Roadtrip führte von Peru bis Alaska – eine Reise durch Amerika, so farbenfroh und abwechslungsreich wie die Kontinente selbst, inspiriert von den Mustern und Wollstoffen der Indios über androgynen Understatement-Style des Big Apple bis hin zu einer anmutigen Kreation als modischer Verbeugung vor Frida Kahlo. Polarlichter spiegelten sich im Volant eines Kleides – wie schön, wenn es gelingt, Landschaften modisch so einzigartig umzusetzen!
Eine Jahresarbeit - so abwechslungsreich wie perfekt ausgeführt -zeigten schließlich noch die Auszubildenden im dritten Lehrjahr. Sie stehen kurz vor ihrem Abschluss und bestachen mit viel Selbstbewusstsein und Stolz auf das, was sie gelernt haben und nun wieder zeigen konnte: Jacken und Mäntel für jedes Jahreszeit und jeden Anlass: kurz oder lang, schlicht oder aufwendig, kariert oder gothic.
Zu Ende ging die Reise mit einem Trip nach Britannien: England und Schottland zeigten sich und ihre Karos, Tweeds und Landschaften von der besten Seite. Sie inspirierten die Mode- und Maßschneider zu großartigen Reminiszenzen an Herrenhäuser, königliche Empfänge, das Landleben und ein wenig Upper Class.
Völlig zu Recht zählt diese Veranstaltung zu einem Höhepunkt im Alsfelder Veranstaltungskalender und völlig zu Recht waren am Ende auch die Ausbilderinnen mit auf der Bühne: Maike Aschenbach, Sylvia Franc-Kotsch, Julia Aechtner, Ute Groß, Ruth Henkel und Susanne Fricke freuten sich mit ihren Auszubildenden über diesen Erfolg, der sicher einige von ihnen noch in die weite Welt der Mode führen wird.

Text und Foto: Traudi Schlitt