Sie sind zwar schon erwachsen, aber über ein so großzügiges Geschenk zu Nikolaus freuten sich die auszubildenden Schreiner doch: Maximilian Kipping, Geschäftsführer der Alsfelder Karl Kipping GmbH, kam mit seinem Mitarbeiter Martin Kimm aus dem Einkauf in die Max-Eyth-Schule (MES), wo die Auszubildenden wöchentlich ihren Berufsschulunterricht absolvieren. Mit dabei hatten die beiden für jeden einzelnen angehenden Schreiner ein Paket, persönlich adressiert. Darin waren zwei T-Shirts und eine lange und eine kurze Hose: ein komplettes Arbeits-Outfit also, mit dem sie nun an ihren Berufsschultagen in einheitlicher Kleidung gemeinsam auftreten können. Wie es dazu kam und warum dieses Angebot Maximilian Kipping so wichtig ist, dass er es zukünftig allen neuen Berufsschulklassen im Schreinerhandwerk angedeihen lassen möchte, erläuterte er gemeinsam mit Susanne Schäfer, Abteilungsleiterin Holztechnik an der MES, und Francesco Depalma, Koordinator für Baunebengewerbe an der MES, nach der Übergabe der Kleidung:
„In erster Linie geht es darum, das Handwerk aufzuwerten und sich stolz zu präsentieren“, sagt Kipping. Sein Unternehmen ist in der Region ein wichtiger Handelspartner, auch für die Schreiner. Und so wie die Handwerksbetriebe selbst, sieht auch Kipping das schwindende Interesse an Handwerksberufen. Völlig zu Unrecht, denn ein so vielseitiger und anspruchsvoller Beruf wie der des Schreiners kann – auch optisch – etwas mehr Beachtung vertragen, wie die Fachleute finden. Die Stärkung des Handwerks und des Mittelstandes im ländlichen Raum könne und müsse man nicht nur der Politik überlassen, findet Kipping: „Wir Unternehmen vor Ort können auch etwas tun.“ In diesem Fall hat sich die Kipping GmbH dieses Vorhaben etwa 3000 Euro kosten lassen.
Von der Idee, die jungen Auszubildenden auch in der Schule einheitlich auszustatten und damit nicht nur Wertschätzung auszudrücken, sondern auch den Teamgeist zu fördern, bis zur Umsetzung verging nur wenig Zeit, wie Schäfer und Depalma lobend erwähnen. Kurz, nachdem Unternehmen und Schule gemeinsam beschlossen hatten, dass die Ausstattung der Schreiner eine gute Idee sei, war die Berufsschulklasse schon in den Räumen von Kipping zur Anprobe, denn: „Wir haben mit der Firma FHB einen qualitativ sehr hochwertigen Anbieter, und wir wollten, dass den jungen Männern ihre neue Arbeitskleidung auch wirklich perfekt passt“, sagt Kipping. Den Anprobebesuch nutzte man dann auch gleich, um das Angebot des Unternehmens zu zeigen. „Wir möchten unsere Zusammenarbeit mit der Max-Eyth-Schule auch dahingehend vertiefen, dass wir den Auszubildenden Exkursionen zu unseren Lieferanten anbieten, damit sie vor Ort modernste Technik und Innovationen kennenlernen können“, führt der Geschäftsführer weiter aus, „denn wir möchten dafür sensibilisieren, dass es mehr gibt als das eigene Unternehmen und die Berufsschule.“ Dazu gehörten auch die Veranstaltungen der Kipping GmbH wie die „Kipping Late Night“, die besondere Nacht der offenen Tür in Alsfeld. Mit den Verantwortlichen der Max-Eyth-Schule liegt er damit auf einer Linie: Sie wissen, dass große Unternehmen in Ballungsgebieten ihren Auszubildenden viele verschiedene zusätzliche Angebote machen können, auf dem Land und für kleine Handwerksbetriebe ist das schwieriger. „Und genau da können wir Unternehmen mit unseren Kontakten ansetzen und den Auszubildenden einen Mehrwert bieten, die Ausbildung interessanter machen, Perspektiven aufzeigen.“ Depalma pflichtet bei: „Kooperationen und Netzwerke haben inzwischen einen hohen Stellenwert in der Ausbildung und im beruflichen Alltag. Den Auszubildenden dieses nahezubringen, ist von großer Bedeutung und bereichert den Schulalltag.“
Doch nicht nur das: Mit dem neuen Erscheinungsbild, das die jungen Männer vielleicht auch schon auf dem Weg zur Arbeit tragen, sollen Aufmerksamkeit und Interesse erregt werden: „Warum sehen die so cool aus?“ und „Wo gibt es das denn?“ So stellen sich Kipping, Schäfer und Depalma die Reaktionen vor, denn: „Das gibt es bei uns der Region“, sagt die Abteilungsleiterin nicht ohne Stolz. Charakteristisch für die Region sind auch die kurzen Wege, die man direkt für Zusammenarbeit aller Art nutzen kann. Maximilian Kipping hofft: „Schön wäre es natürlich, wenn sich noch mehr Unternehmen auf den Weg machen würden und den Auszubildenen in ihren Arbeitsbereichen Mehrwert in unterschiedlichster Form bieten würden: Fachvorträge, Messenbesuche, Präsentationen – es gibt viele Dinge, mit denen man die Ausbildung und das Arbeitsleben aufwerten kann.“
Die Auszubildenden freuten sich über die Aufmerksamkeit und über den neuen Look: „Wir finden es gut, dass wir jetzt auch in der Schule eine so hochwertige Arbeitskleidung haben und als Gruppe zu erkennen sind.“
© Traudi Schlitt