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2015

Studienfahrt nach Krakau

Studierende der Fachschule Sozialwesen an der Max-Eyth-Schule fahren 70 Jahre nach der „Befreiung“ vom Faschismus nach Polen um sich mit Kultur und Geschichte auseinanderzusetzen

Zwölf angehende Heilerziehungspfleger / -innen und 2 Lehrkräfte der Max-Eyth-Schule in Alsfeld fuhren zu einer Studienfahrt der Fachschule für Sozialwesen nach Krakau/Polen. Der Schwerpunkt der Heilerziehungspflege liegt auf dem sozialpflegerischen und sozialpädagogischen Gebiet, wodurch wir auf die Arbeit mit Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf ausgebildet werden. Dabei haben wir uns unter anderem mit der Frage „Hat jeder Mensch ein Recht auf Leben?“ beschäftigt. So kristallisierte sich der Wunsch heraus das Konzentrationslager in Auschwitz und das Vernichtungslager in Birkenau zu besichtigen. Ein weiterer Fokus lag auf der kulturellen Vielfalt von Krakau, wodurch wir Sehenswürdigkeiten, wie die Altstadt und das ehemalige jüdische Viertel in Krakau sowie das Salzbergwerk Wieliczka, besichtigt haben. Untergebracht war unsere Klasse in einem Hostel im Stadtviertel Kazimierz, einem Stadtteil Krakaus und ehemals wichtigstes jüdisches Zentrum Polens.

Eingestimmt wurden wir in das jüdische Leben durch eine atemberaubende Führung durch die historische Altstadt, das jüdische Viertel und das ehemalige Ghetto. Das Verbinden verschiedener Sagen und Erzählungen mit Sehenswürdigkeiten der Altstadt machte unsere Führung besonders lebendig.

Der Besuch der Konzentrationslager Auschwitz I und Auschwitz II-Birkenau, welche seit Kriegsende als Gedenkstätte erhalten geblieben sind waren für uns die wichtigsten Programmpunkte. In den ehemaligen Baracken befinden sich heute Ausstellungsräume mit unzähligen Fotos von Gefangenen. Diese zeigen die Lebensbedingungen im Lager und die Folter- und Mordmethoden der Nazis. Im Lager-Birkenau fanden die Verbrechen in einem noch viel größerem Ausmaß statt als im Stammlager Auschwitz I. Beim Betreten beider Lager spürten wir alle die dort widerfahrenen Schmerzen und Erniedrigungen, sowie entstandene Verzweiflung  der Juden, sehr deutlich. Auschwitz ist ein Ort, der jeden berührt und verändert hinterlässt. Unsere fachliche Begleitung der Gedenkstätte teilte uns nicht nur Fakten und Zahlen mit, sondern gab vielen Menschen durch Erzählungen ihrer Schicksale auch ein Gesicht. Sie ermöglichte uns ein Hineinversetzen in persönliche Schicksale an diesem Ort des Grauens und der Entmenschlichung. Für uns spiegelt der Besuch von Auschwitz wider, wie wichtig es ist, aus Vergangenem zu lernen, um bei Wiederholung besser vorbereitet zu sein. Nach dem Besuch von Auschwitz wird es einige Zeit brauchen das Gesehene und Erlebte zu verdauen.

Einen guten Ausgleich zu unseren Auseinandersetzungen mit dem Holocaust bildete unser Aufenthalt in der Stadt Krakau. In Krakau gibt es vieles zu erkunden, und jeder kommt auf seine Kosten. Unsere Klasse hat Krakau als eine sehr lebendige Stadt mit viel Flair und freundlichen Menschen erlebt. Sie lädt zum schlendern, nicht nur durch die Altstadt, sondern auch zum Verweilen in den gemütlichen Cafés und Restaurants ein. Nebenbei sind die Preise für Essen und öffentliche Verkehrsmittel sehr preiswert. Krakau ist ein absoluter Geheimtipp und eine Reise dorthin unbedingt zu empfehlen.

Die Studienfahrt bereicherte unsere Vorstellung und unser Wissen über Euthanasie, Holocaust und Menschenbild im Nationalsozialismus und auch über jüdisches Alltagsleben in Polen.

Wir bedanken uns bei der Schulleitung der Max-Eyth-Schule für die Genehmigung sowie der Landeszentrale für politische Bildung und dem Vogelsbergkreis (Bundesprogramm Demokratie Leben des Familienministeriums) für finanzielle Unterstützung, die unsere Studienfahrt in dieser Form möglich gemacht haben.