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2015

EIBE-Vorhang fällt zum letzten Mal

Max-Eyth Schülerinnen und Schüler der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung (BZB) verabschiedet

Stolz und erwartungsvoll, aber auch mit einem kleinen Hauch von Wehmut nahmen die BZB-Schülerinnen und Schüler der Max-Eyth-Schule in Alsfeld am Mittwoch, den 22. Juli ihre Zeugnisse von ihren KlassenlehrerInnen entgegen. Jeder bekam neben Zeugnis, Bescheinigungen von Qualifizierungsbausteinen und guten Ratschlägen auch noch eine Rose mit auf den neuen Lebensabschnitt. Die kleine Feierstunde begann mit einem multimedialen Rückblick vom scheidenden Abteilungsleiter Volker Weyandt auf das vergangene Schuljahr. Dieser veranschaulichte noch einmal eindrucksvoll, wie vielfältig und abwechslungsreich ein Schuljahr der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung in Alsfeld ist. An der Max-Eyth-Schule wurden acht Schwerpunkte angeboten, die über Holztechnik und Gestaltung, Hauswirtschaft und Ernährung, Garten- und Landschaftsbau, Textiltechnik, Gesundheit/Pflege, Sozialwesen, Metalltechnik, Wirtschaft und Verwaltung bis hin zu Deutsch als Zweitsprache reichten. Mit Auslaufen des europäischen Förderprogramms zur Eingliederung Benachteiligter Jugendlicher in die Berufs- und Erwerbswelt (EIBE) in diesem Jahr steht damit auch die bisher sehr erfolgreiche Berufsorientierung von Jugendlichen an einem Scheideweg,

Cajon – Moussaka - Damenbluse
Sichtbar, essbar mitunter aber auch “nur“ fühlbar sind die beeindruckenden Ergebnisse des guten fachpraktischen Unterrichts von sieben BZB-Klassen in Alsfeld.
Beispielsweise fertigten die Schüler der Fachpraxisgruppe Holztechnik tolle Cajon-Trommeln mit selbst entworfener Furniereinlage und ein Wandbord mit Garderobe aus gefärbtem Multiplex und Vollholz.
Wie man 3 Gänge Menüs für 20 Personen zubereitet, anrichtet, serviert und anschließend auch noch korrekt abkassiert, lernten die Schülerinnen und Schüler des Bausteins Ernährung in der Ausbildungsküche der MES genauso, wie das Eindecken der Tische und die grundlegenden Hygieneregeln eines modernen Gastronomiebetriebes. Afghanisches Hähnchen, Moussaka, selbstgemachte Canelloni oder auch Teigtaschen nach russischem Familienrezept standen im Mittelpunkt der internationalen Woche im Café Sonne und waren auch Gegenstand der Projektprüfung.

In so manchem Kleiderschrank hängt außerdem seit Mai 2015 eine farbenfrohe modische Bluse mit passender Tasche, die jede Schülerin selbst entworfen, genäht und im Rahmen der MES Modenschau "Your colour- your style" vor großem Publikum auch präsentiert hat.
Vogelhäuschen, Duftlampen  Bohrerkassetten, Tesa-Abroller und Briefbeschwerer wurden im Fachpraxisunterricht aus Metall gefertigt und damit  metalltechnische Grundlagen für eine spätere Ausbildung in diesem Bereich gelegt.
In Zusammenarbeit mit der Behindertenhilfe Vogelsbergkreis erkundeten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Fachpraxisunterrichts Sozialwesen die Werkstatt für Behinderte in Altenburg und luden einige der Mitarbeiter zum Gegenbesuch in die Max-Eyth-Schule ein. Zusammen wurden neue Spiele ausprobiert, Essen zubereitet oder einfach nur geredet, so dass beide Seiten Vorurteile abbauen und neue Erfahrungen machen konnten.

Sonderklasse Deutsch als Zweitsprache im 2. Jahr
Bereits ein fester Bestandteil der Alsfelder Schule ist die vom Schulamt geförderte Sonderklasse Deutsch als Zweitsprache für schulpflichtige Jugendliche ab einem Alter von 13 Jahren, die neu nach Deutschland gekommen sind und dem Schulunterricht der Regelschulen sprachlich noch nicht folgen können.
Intensiver Deutschunterricht von der Alphabetisierung bis zum Grund- und Fachwortschatz stand für diese Gruppe genauso auf dem Stundenplan, wie das Kennenlernen der deutschen Schul- und Unterrichtskultur. Bis zum Niveau A1 des europäischen Referenzrahmens verbleiben die Lernenden in der geschützten Atmosphäre der Sonderklasse, um dann möglichst reibungslos den Übergang zur Regelschule zu schaffen.
Je nach Lernertyp und Bildungsvoraussetzungen im Heimatland werden die Schülerinnen individuell gefördert und gefordert, so dass einige bereits vor Schuljahresende in ihre neue Klassen für das nächste Schuljahr entlassen werden konnten.
Junge Menschen aus 11 unterschiedlichen Nationalitäten lernten und arbeiteten in zwei weiteren Klassen mit dem Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache (DaZ) an ihrer Zukunft in Deutschland.
Sprachlich und kulturell sind die Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung der Max-Eyth-Schule ohnehin eine sehr vielfältige Landschaft. Von Somalia über Eritrea, Syrien, Afghanistan bis nach Polen und Italien geht diese kulturelle Alsfelder Brücke. Deutschunterricht ist dabei der Schlüssel zur Integration fremdsprachlicher junger Menschen, die sehr unterschiedliche Schicksale nach Deutschland führten.
Diesen Schülerinnen und Schülern bleibt oft nur die schulische Bildung als legale Berufsperspektive in der neuen Heimat. Besonders hervorzuheben ist die überdurchschnittliche Disziplin und die hervorragende Lernatmosphäre in allen DaZ-Klassen, die immer von gegenseitiger Toleranz und Solidarität geprägt war.

Bitburg-Porta Nigra-Phantasialand
Gemeinsam fuhren die Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung in der vorletzten Schulwoche nach Bitburg, um dort gemeinsam ein erfolgreiches Schuljahr ausklingen zu lassen.
Die Porta Nigra des römischen Trier, Bogenschießen, Klettern und Bowlen sowie der gemeinsame Discoabend wurden nur getoppt von der afrikanischen Themenwelt im Phantasialand, wo sich die Schülerinnen und Schüler aus Eritrea, Somalia und Äthiopien einmal ansehen konnten, wie sich  die europäische Freizeitgesellschaft den schwarzen Kontinent vorstellt. Einig war man sich dann auf der Heimfahrt, dass auch die Bitburger Jugendherberge immer eine Reise wert ist.

Sozialpädagogisches Erfolgsrezept
Nicht nur der zahlenmäßige Zuspruch von Jugendlichen in den Bildungsgängen zur Berufsvorbereitung dokumentiert die ausgezeichnete Arbeit des Sozialpädagogenteams der Max-Eyth-Schule sondern auch das harmonische Miteinander aller im Berufsschulzentrum an der Krebsbach.
Jana Faust, Uwe Zaschel und Lars Schlichting waren ein Jahr lang immer für „ihre Kinder“ da und organisierten Einstiegsfahrten an den Edersee, Exkursionen nach Frankfurt genauso wie den Besuch der Gedenkstätte Buchenwald, Nachhilfeangebote oder auch Praktikumsplätze.
Das EIBE Erfolgsrezept besteht dabei - wie bei einer guten Suppe - in der ausgewogenen Mischung aus fördern und fordern. Zum EIBE-Programm der MES Alsfeld gehören deshalb seit Jahren Betriebspraktika, der selbstorganisierte Weihnachtsbasar, zwei Blockpraktika und der Besuch der Ausbildungsmesse Alsfeld. Während der Projektwoche "Demokratie" unterstützte ein motiviertes Team aus Lehrern, Sozialpädagogen und Ausbildern die jungen Leute dabei, sich in Deutschland selbst aktiv an politischen Prozessen zu beteiligen.
Beruflich und privat entwickelten viele in diesem Jahr an der Max-Eyth-Schule eine Perspektive für ihren weiteren Lebensweg.
Viele Hauptschulabschlüsse, qualifizierende Hauptschulabschlüsse und fachpraktische, von den Innungen anerkannte Zertifikate sprechen eine deutliche Sprache.