Im 16. Jahrhundert war der Triller neben dem Halseisen am Pranger, dem Karzer oder der Gaagk ein gängiges Bestrafungsinstrument, in dem Menschen eingeschlossen und darin öffentlich zur Schau gestellt wurden – meist in luftiger Höhe auf dem Marktplatz. Heute bereichert das hölzerne Dreh- oder auch Narrenhäuschen ab sofort das touristische Angebot des Tourist Centers (TCA) und der Markspielgruppe. Damit verbunden ist der neue Theaterspaziergang "Triller, Karzer und Wacholder", geschrieben von Johanna Mildner.
Die Theaterautorin war es auch, die die Holzexperten der Max-Eyth-Schule um Unterstützung gebeten hatte. „Zunächst ging es lediglich um eine Theaterkulisse,“ erinnert sich der Fachlehrer für Bau- und Holztechnik Stefan Scholtes, daraus habe sich dann aber die Idee entwickelte, einen „echten“ Triller wie im 16. Jahrhundert zu bauen. Scholtes und sein Kollege Reiner Karn recherchierten nach historischen Vorlagen und wurden im Alsfelder Stadtarchiv fündig, wo ein Modell eines Trillers existiert. Da auch im Mittelalter schon viel mit Eiche gebaut wurde, entschieden sie sich für diesen Werkstoff und auch bei den eingesetzten Handwerkstechniken orientierten sie sich an historischen Traditionen.
Mit Hilfe der Schüler entstand die durch ihre Kreisform aufwändige Konstruktion, wobei das Dach dann doch mit Hilfe neuester CNC-Technik als Zylinder gefräst wurde.
Gut 50 geladene Gäste konnten die Schauspielerinnen und Regisseurin sowie Stadtrat Heinrich Muhl zur Premiere des neuen Stückes im Klostergarten begrüßen, bei dem der Triller seinen ersten Auftritt hatte.
In den Ansprachen gebührte insbesondere den Holzfachlehrern Stephan Scholtes und Reiner Karn von der Max-Eyth-Schule Alsfeld großer Dank sowie dem Alsfelder Meisterfachbetrieb Giese, der das neue "Anschauungsobjekt" der Stadt mit einem Kupferdach versehen hatte.
"Männer waren schon immer da. Wo aber waren die Frauen? Sie werden es sehen. Der Rundgang ist im wahrsten Sinne des Wortes als eine Art Wandertheater anzusehen. Wie auch beim sehr beliebten Nachtwächterrundgang praktiziert, laufen die Zuschauer mit den Schauspielern von Ort zu Ort durch die Stadt", erläuterte Mildner die Absicht der Führung. Kurzweilig entführten Vicky Gabriel, Jenny Wagner und Chiara Cardamone ins Alsfeld des 16. Jahrhunderts vom Klostergarten, über den Marktplatz zum Rathaus und von der Walpurgiskirche zum Triller am Beinhaus. Als Hebamme Henriette, Kaufmannsfrau Anna, Susanna und Lisa erzählten sie gewitzt ihre Geschichten.
In den Triller, das wurde dabei deutlich, wurden viele Frauen gesperrt, die als vermeintliche Hexen galten. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei und der Triller ist lediglich eine neue Attraktion der Stadt. Für Fachlehrer Stephan Scholtes, der selbst viele Stunden ehrenamtliche Arbeit in das Projekt Triller gesteckt hat, war es wichtig, „die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Alsfeld und der Max-Eyth-Schule zu pflegen,“ er freut sich „dass wir mit unserer Arbeit das kulturelle Leben in Alsfeld unterstützen können.“