Savannah liegt an der südlichen Ostküste der USA. Dort wollte ich hin, denn hier wollte ich ein vier -wöchiges Praktikum bei der Firma Boehmcker Timbalands LLC absolvieren. Nach 10 Stunden Flug kam ich in Atlanta, Georgia an. Nachdem ich die Einreisekontrollen durchlaufen hatte, ging es weiter zu dem nächsten Flieger in Richtung Savannah. Dort erwartete mich meine Gastfamilie bereits am Gepäckband und überraschte mich positiv durch ihre Freundlichkeit und Offenheit. Sie gaben mir spontan ein Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Dieser erste Eindruck bestätigte sich für mich im Laufe der Zeit noch, denn ich konnte auch später beobachten, dass hier ein sehr hohes Gefühl der Gemeinsamkeit und Gruppe besteht und daraus ein sehr guter Umgang miteinander erfolgt.
Auf der Fahrt zum Wohnhaus, in dem auch das Büro untergebracht ist, hatte ich fast die eindrücklichsten Momente meiner Reise: Ungeahnte Weiten, breite Straßen und große Autos. Wie daheim nur alles in Groß.
Am folgenden Tag begann erstmal die Einweisung in die amerikanischen Verkehrsregeln, denn die Wälder sind 2 bis 4 Autostunden entfernt, was dort keine große Distanz darstellt. So gehörte zu meinem Aufgabengebiet auch das Autofahren.
Dann endlich ging es in den Wald. Das Klima am Standort der Wälder ist subtropisch, d.h. es ist deutlich wärmer und die Luftfeuchtigkeit ist höher als im Vogelsberg. Das führt zu einem sehr schnellen Wachstum der Bäume und Pflanzen. In den Wäldern wachsen hauptsächlich Kiefern begleitet von einer sehr hohen Vielfalt an Laubbäumen. Besonders eindrucksvoll sind die alten dicken Eichen.
Auch ist die Forstwirtschaft in den USA anders organisiert als hierzulande: Mein Arbeitgeber ist Unternehmer, der Wald sein Eigentum und er verteilt die Aufträge an die Förster vor Ort und begutachtet den Zustand und die Fortschritte im Wald jährlich. Ich lernte in dem Praktikum viel über die Planung und Kontrolle der Forstwirtschaft, zudem über die Verteilung von Aufträgen für bestimmte Waldgebiete. Wir fuhren sehr oft in die Wälder und begutachteten die Bäume auf Schäden, die z.B. durch Stürme hervorgerufen wurden, zuletzt durch Hurricane Mathew. Auch mussten Entscheidungen getroffen werden, ob bestimmte Areale gedüngt werden sollten, um die Produktivität zu steigern oder ob ein ganzes Gebiet abgeholzt werden soll. So ein kompletter Kahlschlag wird in den USA häufiger praktiziert, weil sich die amerikanische Forstwirtschaft sehr an die Landwirtschaft annähert. Es geht also nicht darum, den Wald als Naherholungsgebiet zu pflegen, sondern um Holz als Rohstoff. Durch mein Praktikum habe ich den Wald aus einer ganz anderen Perspektive kennengelernt als bisher beim Wandern oder Picknicken.
Während der Besichtigungen der Wälder hatte ich Gelegenheit mit vielen Amerikaner Gespräche zu führen, unter anderem mit einem Professor der forstwirtschaftlichen Fakultät in Athens, Georgia, mit dem ich mich ausgiebig über die Unterschiede der deutschen und amerikanische Forstwirtschaft ausgetauscht habe. Georgia hat eine Küste am Atlantik mit vielen vorgelagerten Inseln, die ein ideales Gebiet für den Naturschutz darstellen und für diesen auch genutzt werden. Das Savannah River Delta bietet vielen Vogelarten und Fischarten ideale Brutgebiete. Ich sah Delfine, Pelikane und einen Hai. Auch dern der Weißkopfadler, das US Wappentier, ist hier heimisch.
Aber nicht nur die Natur beeindruckte mich, auch im amerikanischen Alltag machte ich Erfahrungen. So wird hier fast alles mit Kreditkarte bezahlt, jeder Parkautomat akzeptiert Kreditkarten. Durch die größeren Landflächen gibt es auch gigantische Einkaufsstädte. Das Eigentumsrecht unterscheidet sich hier grundlegend, wodurch man auch ein Haus, wenn man möchte, mitten in den Wald bauen könnte.
Alles in Allem vergingen die 4 Wochen wie im Fluge, weil ich jeden Tag etwas Neues erlebt habe. Ich habe sehr viele neue Eindrücke in der Forstwirtschaft sammeln können und sehr viele freundliche Menschen kennengelernt. Das Praktikum wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Text und Bild: Paul Kunerl