Beharrlich, das sei sie schon immer gewesen, sagt Birgit Zinßer über sich selbst. Sonst hätte sie es auch nicht geschafft, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie lieber Lehrerin werden wollte, als den elterlichen Hof in Zell zu übernehmen.
Und Beharrlichkeit, das zeichnete sie auch als Lehrerin aus: Sei es im Unterricht bei den Schülerinnen und Schülern, denen sie auch als Tutorin Rückhalt gab, als langjährige Personalrätin, die sich für die Belange der Kolleginnen und Kollegen einsetzte und bei ihren Ansprüchen an sich selbst und ihren Unterricht, den sie immer wieder reflektierte und weiter entwickelte.
Schulleiter Friedhelm Walther bezeichnete sie als „MES-Eigengewächs“, denn ihr Weg zum Lehramt begann tatsächlich an der Max-Eyth-Schule, wo sie die Berufsfachschule besuchte. Nach der Fachoberschule für Wirtschaft und Verwaltung führte sie das Studium der Betriebswirtschaftslehre zunächst nach Würzburg, dann sattelte sie noch Wirtschaftspädagogik und Deutsch an der Universität Frankfurt obendrauf. Danach ging es wieder zurück zur Max-Eyth-Schule, zunächst als Referendarin und ab 1984 als Lehrerin.
Kaum am Ziel angelangt, da stellte sie gemeinsam mit anderen jungen Kolleginnen fest, dass auch im Lehramt lebenslanges Lernen und persönliche Weiterentwicklung nützlich sind, um beispielsweise mit schwierigen Klassen fertig zu werden. Und so initiierte sie die erste Supervisionsgruppe an der Schule. Heute gilt die Max-Eyth-Schule als beispielhaft, was die kollegiale Reflexion des Unterrichts angeht, denn es gibt mittlerweile vier Supervisionsgruppen, in denen sich Lehrerinnen und Lehrer über ihre Unterrichtsmethoden und pädagogische Praxis professionell austauschen und in kollegialen Hospitationen besuchen sich Lehrer gegenseitig im Unterricht und beraten sich gegenseitig. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in diesem Bereich baute Birgit Zinßer gemeinsam mit einem Kollegen in den letzten sechs Jahren das EinsteigerInnenforum auf, eine Institution mit Modellcharakter, die junge Kolleginnen und Kollegen in den ersten Jahren an der Schule unterstützt und Raum für Fragen und Probleme öffnet. Dass Birgit Zinßer viel zur Kollegialität an der Max-Eyth-Schule beigetragen hat, wurde auch in den vielfältigen Beiträgen des Kollegiums, des Personalrates und der Schülervertretung deutlich.
Als Wirtschaftspädagogin und Mitglied der GEW waren ihr allerdings auch die gesellschaftlichen und schulischen Rahmenbedingungen ein Anliegen. Sie selbst erinnerte in ihrer Rede daran, dass sich gerade eine berufliche Schule immer den gesellschaftlichen Realitäten stellen müsse. Zu Beginn ihrer Laufbahn in den 80er Jahren sei Jugendarbeitslosigkeit ein Problem gewesen, auf das die Max-Eyth-Schule mit der Gründung neuer Schulformen reagiert hat. Ihr gefalle es, dass eine berufliche Schule ein grundsätzlich offenes System sei, das für jüngere und ältere Menschen passende weiterbildende Angebote mache. „Es war für mich der richtige Weg!“