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2013

Man darf nie vergessen

Mit einem Projekttag für mehr als 100 Schüler der zehnten und elften Klassen der Berufsfachschule erinnerte gestern die Max-Eyth-Schule an die Reichspogromnacht, die sich dieses Jahr zum 75. Mal jährt. Einen spannenden Vormittag versprach Schulpfarrerin Christine Schellhaas, die das Programm für diesen Vormittag gemeinsam mit ihrer Kollegin Claudia Kautzmann und den Lehrkräften Stephanie Brandl, Stefanie Usinger und Ralf Fei ausgearbeitet hatte.

Oberhessische Zeitung vom 07.11.2013, Seite 15 (gsi).

Helmut Reitschky, stellvertretender Schulleiter, machte in seiner Ansprache deutlich, dass diese Veranstaltung seiner Schule dazu dienen solle, sowohl der zahllosen ermordeten Juden zu gedenken als auch sich der aus den Geschehnissen im Nationalsozialismus resultierenden Verantwortung bewusst zu werden. Man müsse sich Fragen stellen, wie es zu einer solchen Diktatur habe kommen können, wie zu einer solch harschen Absage an Menschlichkeit und Toleranz und warum es keine Abwehr gegeben habe. Mit Blick auf die Gegenwart skizzierte Reitschky ein deutliches Ansteigen rechtsradikal motivierter Straftaten. Auch die Brutalität nehme zu. Zusätzlich sei eine rechtsradikale aggressionsbereite Subkultur im Internet aktiv, die zu Rassismus und Antisemitismus aufrufe. Umso wichtiger sei eine Diskussion dieses Themas, denn, so zitierte der stellvertretende Schulleiter den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, "es ist wichtig, aus der Erinnerung immer wieder lebendige Zukunft werden zu lassen". Den Teilnehmern dieses Projekttages wünschte er die Erkenntnis: "Man darf nie vergessen."

Nach einer kurzen Einführung durch die beteiligten Lehrer starteten die Schüler in ihre Arbeitsgruppen: Eine AG fuhr direkt mit dem Bus nach Lauterbach. Dort wartete eine Stadtführung durch das jüdische Lauterbach mit Professor Dr. Karl-August Helfenbein, Zeitzeuge und Mitarbeiter des Hohhaus-Museums, auf sie.

Auch in Alsfeld wurde einer Gruppe eine Führung durch die jüdische Geschichte der Fachwerkstadt angeboten. Daniela Eichelberger vom Geschichts- und Museumsverein hatte diese Aufgabe übernommen.

Mit Heinrich Dittmar war ein versierter Historiker, Zeitzeuge und profunder Kenner des Alsfelder Judentums in die Max-Eyth-Schule gekommen, um mit den jungen Erwachsenen zu sprechen. Auch sie erwartete ein paar spannende Stunden mit neuen Erkenntnissen.

Den Bogen zur Gegenwart spannten in einer weiteren AG zwei Mitarbeiter der Jugendbegegnungsstätte Anne Frank in Frankfurt. Sie hatten die Reise nach Alsfeld gemacht, um über die aktuelle Gefahr, die durch Rechtsextremismus droht, zu berichten. Noch in drei weiteren Gruppen stand ein ganzer Vormittag im Zeichen des Erinnerns und Gedenkens. Ihre Arbeitsergebnisse brachten die einzelnen Gruppen zum Abschluss des Projekttages in der Aula vor.