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2012

Zukunftsperspektive durch Berufsorientierung in Theorie und Praxis

Die Schüler des Abschlussjahrgangs 2012 mit ihren Lehrkräften

Max-Eyth Schülerinnen und Schüler der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung (BZB) verabschiedet

Stolz und erwartungsvoll, aber auch mit einem kleinen Hauch von Wehmut nahmen die BZB-Schülerinnen und Schüler der Max-Eyth-Schule in Alsfeld am Dienstag, den 26. Juni ihre Zeugnisse von ihren KlassenlehrerInnen entgegen. Jeder bekam neben Zeugnis, Bescheinigungen von Qualifizierungsbausteinen und guten Ratschlägen auch noch eine Rose mit auf den neuen Lebensabschnitt. Die kleine Feierstunde begann mit einem multimedialen Rückblick auf das vergangene Schuljahr. Dieser veranschaulichte noch einmal eindrucksvoll, wie vielfältig und abwechslungsreich ein Schuljahr der Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung in Alsfeld ist. An der Max-Eyth-Schule wurden sieben Schwerpunkte angeboten, die über Holztechnik und Gestaltung, Hauswirtschaft und Ernährung, Textiltechnik, Sozialwesen, Gartenbau, Metalltechnik, Informationstechnische Grundbildung, Wirtschaft und Verwaltung bis hin zu Deutsch als Zweitsprache reichten.

Produktorientierte und lebensnahe Fachpraxis

Sichtbar, essbar  mitunter aber auch “nur“ fühlbar sind die beeindruckenden Ergebnisse des guten fachpraktischen Unterrichts von acht BZB-Klassen in Alsfeld.
Beispielsweise luden die BZB-Schülerinnen im Verlauf des Sozialpflegekurses 15 Vorschulkinder des Kindergartens in der Krebsbach mit ihren 3 Erzieherinnen zu einer tollen Märchenspielaktion ein. In phantasievollen Verkleidungen gewandet wurde das Märchen vom Hasen und Igel inszeniert. Die begeisterten Kinder setzten angeleitet von den MES-Schülerinnen ihre Eindrücke dann sofort gestalterisch in Ton, Papier und Farbe um. Tonigel, Hasenhüte und märchenhafte Bildillustrationen wurden stolz mit in den Kindergarten genommen und im Gegenzug alle Akteure und mit ihrer Lehrerin zu Kaffee und Kuchen in den Vorschulkindergarten eingeladen.

Wie man 3-Gänge-Menüs für 20 Personen zubereitet, dekoriert, serviert und anschließend auch noch korrekt abkassiert lernten die Schülerinnen und Schüler des Bausteins Ernährung in der Ausbildungsküche der MES genauso, wie das Eindecken und die grundlegenden Hygieneregeln eines modernen Gastronomiebetriebes. Ein buntes Salatbuffet mit eigenen kulinarischen Kreationen stand im Mittelpunkt der Projektprüfung „Mit Salat und Gemüse fit in den Frühling“ und war auch Gegenstand der Präsentationsprüfung für den Qualifizierungsbaustein Ernährung.

In so manchem Kleiderschrank hängt außerdem seit Juni 2012 ein hochwertiges und originelles Kleid, das jede Schülerin selbst entworfen, genäht und im Rahmen der MES - Modenschau vor großem Publikum auch präsentiert hat. Für vier Damen war dieser Fachpraxiskurs gleichzeitig die Eintrittskarte zur Ausbildung als Maßschneiderin an der Max-Eyth-Schule.

Interkontinentale Verständigung in den DaZ-Klassen

Aber auch sprachlich und kulturell sind die Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung der Max-Eyth-Schule eine sehr vielfältige Landschaft.
29 junge Menschen aus vielen unterschiedlichen Nationalitäten lernten und arbeiteten in zwei Klassen mit dem Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache (DaZ) an ihrer Zukunft in Deutschland.
Von Haiti über Eritrea, Afghanistan und Armenien geht die kulturelle Brücke bis nach Alsfeld, und die deutsche Sprache ist dabei der Schlüssel zur Integration fremdsprachlicher junger Menschen, die sehr unterschiedliche Schicksale nach Deutschland führten.
Diesen Schülerinnen und Schülern bleibt oft nur die schulische Bildung als legale Berufsperspektive in der neuen Heimat. Besonders hervorzuheben ist die überdurchschnittliche Disziplin und die hervorragende Lernatmosphäre in beiden DaZ-Klassen, die immer von gegenseitiger Toleranz und Solidarität geprägt war.

Berlinfahrt als Highlight

Weil diese Schülerinnen und Schüler aus ausländerrechtlichen Gründen nicht an der Abschlussfahrt ins Ausland teilnehmen konnten, fuhren die Bildungsgänge zur Berufsvorbereitung in der vorletzten Schulwoche zusammen nach Berlin, um dort Flair und Kulturangebot der Metropole in landeskundlicher Praxis selbst zu erleben.
Von MdB Rüdiger Veit eingeladen, ging es nach dem Abendessen im Paul-Löbbe-Haus dann über einen Verbindungsgang ins Reichstagsgebäude, von dessen Kuppel und Besuchertribünen die meisten gar nicht mehr wegzubekommen waren.
Den Gewinnern des Stadterkundungsspiels am nächsten Tag winkte sogar ein Besuch auf dem Berliner Fernsehturm und natürlich wurden Fanmeile und mehrere Berliner Museen genauso genossen, wie die Schülerdisco d-light. Einig war man sich dann auf der Heimfahrt, dass die Bundeshauptstadt immer eine Reise wert ist.

Sozialpädagogisches Erfolgsrezept

Hessenweit einmalig ist der zahlenmäßige Zuspruch von mehr als 76 Schülerinnen und Schülern, die das Programm zur Eingliederung in die Berufs- und Erwerbswelt (EIBE) in Alsfeld bekommt. Er dokumentiert damit auch die ausgezeichnete Arbeit des Sozialpädagogenteams der Max-Eyth-Schule.
Kerstin Pfeiffer, Lars Schlichting und Uwe Zaschel waren ein Jahr lang immer für „ihre Schülerinnen und Schüler“ da und organisierten erlebnispädagogische Aktionen genauso wie Selbstbehauptungskurse, Nachhilfeangebote oder auch Praktikumsplätze.
Das EIBE Erfolgsrezept besteht dabei - wie bei einer guten Suppe - in der ausgewogenen Mischung aus Fördern und Fordern. Zum EIBE-Programm der MES - Alsfeld gehören deshalb seit Jahren Betriebspraktika, Einstiegsfahrten, Wanderungen, Förderunterricht und Exkursionen genauso, wie die sehr persönliche sozialpädagogische Betreuung einzelner Schülerinnen und Schüler auch über die Unterrichtszeit hinaus.
Ein motiviertes Team aus Lehrern, Sozialpädagogen und Ausbildern unterstützt die jungen Leute ein Jahr lang dabei, sich selbst eine berufliche oder schulische Perspektive zu schaffen, die für viele noch vor einem Jahr nicht möglich schien. Elf Hauptschulabschlüsse, 22 qualifizierende Hauptschulabschlüsse und 35 fachpraktische, von den Innungen anerkannte Zertifikate sprechen eine deutliche Sprache.

27.06.2012 Stefan Steiner