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2011

In Weihnachtswerkstatt wird kräftig gebastelt

Gemeinsam basteln Senioren und Eibe-Schüler in der Tagesstätte für den bevorstehenden

Oberhessische Zeitung vom 07.12.2011

 

Schülerinnen und Schüler gut auf den Übergang in die Ausbildung und in den Beruf vorzubereiten, ist eine durchaus nicht immer leichte Aufgabe für Lehrkräfte. Diese Herausforderung ist noch größer, wenn junge Menschen aus unterschiedlichen Gründen deutliche Lernprobleme haben.

Was bedeutet es nun für Lehrer, wenn Schüler mit sonderpädagogischem Bedarf am regulären Unterricht in Regelschulen teilnehmen? "Inklusion" heißt hier die Vorgabe aus Europa, die so auch im hessischen Schulgesetz verankert ist. Das bedeutet: Der reguläre Unterricht findet "inklusiv", also einschließlich jener Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf, statt. Was dies für Lehrkräfte bedeutet, damit beschäftigte sich ein Fachvortrag auf Einladung der Vogelsberg Consult, der im Posthotel Johannesberg in Lauterbach stattfand.

Das Projekt "OloV" (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit bei der Schaffung und Besetzung von Arbeitsplätze), das seit drei Jahren im Kontext Schule-Wirtschaft wirksam ist, will sich auch diesem besonderen Thema nähern. Daher hatte Harald Finke, OloV-Koordinator und Volkswirt bei der Vogelsberg Consult, gemeinsam mit Schulamtsdirektor Rolf Heckeroth die Soziologin Irene Hofmann-Lun vom Deutschen Jugendinstitut aus München nach Lauterbach eingeladen, um rund 30 interessierten Pädagogen Beispiele gelingender Inklusion an Schulen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen anschaulich zu machen - auch im Hinblick auf die besondere Anforderung der Berufsorientierung. Die Veranstaltung ging auf eine Anregung aus der Vogelsberger Lehrerschaft zurück.

Referentin Irene Hofmann-Lun ist Diplom-Soziologin und arbeitet seit 1996 als wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in München. Ihr spezieller Forschungsschwerpunkt betrifft den Übergang benachteiligter Jugendlicher von der Schule in die Ausbildung. In ihrem Vortrag machte sie den Unterschied zwischen Integration und dem darüber hinaus gehenden Begriff der Inklusion deutlich. Der gesamte Übergang müsse als komplexer Reifeprozess begriffen werden, bei dem das Lern-, Sozial- und Arbeitsverhalten in seiner Gesamtheit betrachtet werden müsse. Das Ziel sei immer, die Selbstständigkeit zu fördern und bei den jungen Menschen zu einer realitätsbezogenen Selbsteinschätzung zu kommen. Zur Eignung gehörten daher nicht nur Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern auch eine wirkliche "Orientiertheit", also eine Sicherheit in dem Gefühl, wohin man wolle, welcher Beruf zum Beispiel wirklich zu einem passe.

Die Forschung belege, dass in einer Förderschule in der Regel zwar eine familiäre und fördernde Atmosphäre herrsche. Gehe es jedoch in Richtung Berufsorientierung und wechsle der Förderschüler auf eine Hauptschule, so gelte "Förderschüler" oft als Stigma und das Lerntempo bewirke Überforderungen. Die Leistung steigern, die soziale Integration quasi selbstverständlich organisieren und zugleich die Fähigkeiten zu besserer Berufsorientierung erhöhen - dies alles sei eine "wirklich hohe Anforderung für Pädagoginnen und Pädagogen", betonte die Soziologin - was in einer lebendig und teils kontroversen Diskussion entlang des Vortrags auch sehr deutlich wurde.Alsfeld (lb). Große Unterstützung leisten derzeit die Schüler der zehnten Klasse des Bildungsganges zur Berufsvorbereitung (EIBE), Fachrichtung Sozialpflege, im Rahmen des kooperativen Gemeinschaftsprojektes zwischen der Max-Eyth-Schule und dem Alten- und Pflegeheim Haus Stephanus in Alsfeld: An der Max-Eyth-Schule gibt es die Möglichkeit, eine Einstiegsqualifizierung im Berufsfeld Sozialpflege zu absolvieren, bei der die Schüler im direkten Kontakt mit den Senioren viele Eindrücke und Werte im Miteinander erfahren. Seit Mitte November besuchen nun diese Schüler mit ihrer Lehrerin Sabine Suppus-Klein jeden Montagmittag die Tagesstätte des Pflegeheims, um mit den Bewohnern und dem Team um Tagesstätten-Leiter Gerhard Pranz kreative Bastelarbeiten, ausgefallene Geschenkartikel und Knusperhäuschen zum bevorstehenden Weihnachtsmarkt am dritten Adventssonntag zu erstellen.

In der umfunktionierten behaglichen "Weihnachtswerkstatt" findet bei spontanem Weihnachtsgesang und Mandelduft das Basteln von bunten Sternen aus Transparentpapier oder in feinster Origamitechnik ebenso Gefallen wie das Verzieren der Lebkuchenhäuschen oder des Gebäcks. Tatkräftig packen die Schüler mit an und arbeiten Hand in Hand mit den Bewohnern. Da entstehen aus Holzscheiten kleine Engel mit weißen Flügeln, die selbstgekochte Wintermarmelade mit "Kürbis-Apfel-Marzipan"-Geschmack bekommt ein besonders hübsches Stoffhäubchen und auch der selbst produzierte Eierlikör wird dekorativ verpackt. Gefertigte Duft-, Dinkel- und Rapssäckchen werden ebenfalls für den Verkauf vorbereitet, während die selbstgebrannten Mandeln in Cellophantütchen abgefüllt werden.

Arbeiten, die im normalen alltäglichen Geschehen kaum Beachtung finden; doch in der Tagesstätte stellen diese Fertigkeiten für viele Senioren beispielsweise eine feinmotorische Herausforderung dar. Die Mitarbeit der Jugendlichen stellt daher eine große Erleichterung dar, so Einrichtungsleiterin Marion Brömer. Weiteres Resultat dieser Begegnungen: Die Jugendlichen und die Senioren erzählen sich aus ihrem Leben. Die Älteren erinnern sich an ihre Weihnachtsfeste von früher und Schülerin Wodny Pierre berichtet von den Weihnachtsbräuchen ihrer Heimat Haiti. Viele Bewohner am Tisch spitzen die Ohren und hören andächtig zu, wie in Haiti weihnachtlich dekoriert wird und wer sich einen "traditionellen Tannenbaum" leisten kann, welche Köstlichkeiten zum Fest gereicht werden und welche Weihnachtslieder auf Haiti Anklang finden. Zum Weihnachtsmarkt sei noch erwähnt: Seit Bestehen des Alten- und Pflegeheims "Haus Stephanus" singt der Alsfelder Gesangverein "Liederkranz-Harmonie" alljährlich zur Weihnachtszeit in der Einrichtung. Doch wegen der fortdauernden Baumaßnahmen wird es in diesem Jahr einmal anders sein. Das Pflegeheim veranstaltet am kommenden Sonntag ab 14.30 Uhr einen kleinen idyllischen Weihnachtsmarkt mit richtigen Holzbuden, an denen man auch die gefertigten Artikel der Bewohner erwerben kann. Natürlich wird auch der Gesangverein mit von der Partie sein; die Sängerinnen und Sänger werden den Markt bereichern und auch auf den einzelnen Etagen musikalischen Weihnachtsgrüße überbringen.

07.12.2011 Text und Bild Linda Buchhammer