Alsfeld (lb). Heute jährt sich der Bau der Berliner Mauer zum 50. Mal: Um auf dieses Ereignis und deren daraus resultierenden folgenschweren Zeiten bis zum Mauerfall 1989 hinzuweisen, haben Schüler des beruflichen Gymnasiums der Klasssen 13 an der Max-Eyth-Schule Alsfeld mit ihren Lehrern Ralf Fei, Thomas Caspar und Klaus Schache eine zeithistorische Ausstellung mit großformatigen Plakaten zusammengestellt, die an die dramatische geschichtsträchtige Historie an der innerdeutschen Grenze und in der damaligen DDR erinnert.
Schulleiterin Claudia Galetzka eröffnete gestern in der Aula der Max-Eyth-Schule die bewegende aufschlussreiche Ausstellung. "Die Berliner Mauer wurde 1961 gebaut und 1989 überwunden", stellte sie heraus. Auch heute seien noch immer inhumane Grenzsicherungssysteme mit Zäunen, Mauern, elektronischer Überwachung und sogar Schusswaffengebrauch Alltag in unserer Welt, fügte sie hinzu und nannte als Beispiele die Grenze zwischen Israel und Palästina oder die Flüchtlingsdramen im Mittelmeer an der Südgrenze der Europäischen Union.
"Weder der Limes, die Chinesische Mauer noch die Berliner Mauer konnten letztlich verhindern, dass sie geöffnet und überwunden wurden und die Kontinente, Länder und Kulturen heutzutage immer enger zusammenwachsen, weil die Menschen nach Freiheit, Demokratie, sozialer und wirtschaftlicher Sicherheit streben", betonte die Schulleiterin. Abschließend würdigte sie den Mut und die Zivilcourage der Menschen in der DDR, die damals mit oppositionellen Gruppen und Kirchen zum Fall der Mauer in 1989 beigetragen hätten. Denn damit sei die Ost-West-Spaltung beendet und eine grundlegende Umgestaltung der europäischen Landkarte, zur deutschen Wiedervereinigung und zur Rückkehr nach Europa für andere mittel- und osteuropäische Länder entstanden.
Durch den Bau der Mauer 1961 wurden Millionen Bürger der damaligen DDR quasi über Nacht eingesperrt und die letzte Möglichkeit, in den Westen und in die Freiheit zu flüchten, wurde den Menschen genommen. Sie mussten sich einem Regime fügen, welches von dominanter Grausamkeit und Angst geprägt war; Misstrauen wurde von der Stasi geschürt und selbst vor Waffengebrauch schreckten die "Systemhörigen" nicht zurück und erschossen am "Todesstreifen" zwischen Ost und West Flüchtige, die im Westen ihre Freiheit suchten.
Anhand vorgelesener Biographien von Peter Fechter, Hans-Dieter Wesa und Marienetta Jirkowsky, die aus dem Osten flüchten wollten und an der Grenze erschossen wurden, konnte annähernd die Vorstellung der damaligen DDR-Situation hervorgerufen werden. Durch die ausführlichen Beschreibungen wurde deutlich, wie die Menschen physisch und psychisch unter den Regierenden leiden mussten.
Lehrer Klaus Schache konnte zudem als Zeitzeuge viele aufschlussreiche Eindrücke vermitteln: geboren 1946 war er 15 Jahre, als er von einem Urlaub in Westfalen 1961 in eine "gelähmte Situation nach Hause zurückkehrte", wie er den Bau und die Folgen der Mauer beschrieb. "Mit der Mauer schlug uns der Staat DDR die Tür zur Welt zu und legte allen Bürgern Fußfesseln an", verdeutlichte Schache seine Erinnerungen. Es habe weder eine Flutwelle an Informationen noch Bilder gegeben, die auf die Lage aufmerksam gemacht hätten", fügte er an. Er stamme aus einer "DDR-gekennzeichneten und geprägten Familie", was er mit vielen nicht nachvollziehbaren Lebenssituationen beschrieb, darunter auch die Zwangsenteignung des elterlichen Betriebs, Methoden der Stasi, Flucht und Verfolgung in der DDR. "Glücklicherweise ist der Spuk seit 1989 vorbei und das System der DDR wie ein Kartenhaus zusammengefallen!", betonte der Lehrer nach seinen bewegenden Schilderungen, denen die Schüler ergriffen folgten.
Die Ausstellung zeigt eindrückliche Fotos und Dokumente aus der DDR, vom Bau der Mauer über Besatzungszonen, Flucht, Menschenhandel bis hin zur Revolution, Mauerfall und Aufarbeitung der kalten Zeit. Noch bis 19. August kann die Zusammenstellung an den Schultagen bis 15 Uhr besichtigt werden.
Text und Bild Linda Buchhammer Oberhessische Zeitung