Aktuelles

Archiv

2010

Kooperation mit Berufsschule in Finnland

Nachdem die finnische Berufsschullehrerin Tuija Nikkinen im vergangenen Jahr die Textilabteilung besucht hatte, fand jetzt der Gegenbesuch statt. Ziel soll eine Kooperation beider Textilabteilungen sein, bei der ein Austausch finnischer sowie deutscher Maßschneiderauszubildender fest in den jährlichen Arbeitsplan beider Schule integriert werden soll.

So hatten Ruth Quehl, Susanne Fricke-Nordmeier, Ute Groß und Maike Aschenbach, vier Lehrerinnen der Maßschneiderausbildung an der Max-Eyth-Schule, die Gelegenheit, sich in der Lapin Ammattiopisto, einem großen Berufsschulzentrum in Rovaniemi, einen Eindruck über die dort durchgeführte Maßschneiderausbildung zu verschaffen. In der direkt am finnischen Polarkreis gelegenen Berufsschule wird neben 31 weiteren Berufen auch die Maßschneiderausbildung angeboten. Ähnlich wie an der Max-Eyth-Schule nehmen dieses Angebot jährlich insgesamt etwa 50 – 60 Auszubildende in den drei Ausbildungsjahren wahr. Auch die Ausbildungsinhalte ähneln sich, allerdings existiert das Duale Ausbildungssystem, wie es in Deutschland praktiziert wird, in Finnland nicht. Berufsausbildungen werden normalerweise in den Berufsschulen absolviert und mit einer schulinternen Abschlussprüfung beendet. Die Maßschneider-Auszubildenden der Max-Eyth-Schule hingegen legen die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer ab und erhalten den Gesellenbrief, ein für den weiteren beruflichen Erfolg sehr wichtiges Dokument.

Sowohl am Lapin Ammattiopisto in Rovaniemi als auch an der Max-Eyth-Schule in Alsfeld sind in die Schneiderausbildung Praktika integriert, die auch im Ausland stattfinden können – eine im Berufsleben immer wichtiger werdende Erfahrung, die daher durch Europaprogramme wie Leanardo da Vinci oder Comenius gefördert werden.

Maßschneiderauszubildende aus Alsfeld nutzen diese Möglichkeit bereits seit zwei Jahren und haben die Chance, ein Betriebspraktikum bei der in Rovaniemi ansässigen Firma Ottobre zu absolvieren, einer Zeitschrift für Kinder- und Damenbekleidung.

Neben dem Kennenlernen der Lappin Ammattiopisto und der Struktur der Maßschneiderausbildung standen u.a. der Besuch des Polarkreises, der Besuch einer Theateraufführung und die Besichtigung einiger Praktikumsbetriebe der finnischen Maßschneiderauszubildenden auf dem Programm. Außerdem hatten die vier Lehrerinnen aus Alsfeld die Gelegenheit, in der in Rovaniemi ansässigen Universität – der nördlichsten Universität der EU -  per Laser ihre Körpermaße ermitteln zu lassen. In der Fakultät für Mode- und Textildesign wird mit einem Bodyscanner gearbeitet, der für Forschungszwecke im Rahmen verschiedener Projekte eingesetzt wird. So wird beispielsweise Kleidung für im Rollstuhl sitzende Kinder entwickelt, Schnitterstellung und Fertigung übernimmt die Textilabteilung der Berufsschule in Rovaniemi. Hier konnten die Besucherinnen aus Alsfeld nicht nur die Kooperation zwischen Universität und Maßschneiderausbildung erleben, sondern auch fachlich ihre eigenen Kompetenzen einbringen.

Ergebnis der Reise nach Finnland ist die fest vereinbarte Kooperation zwischen den beiden Berufsschulen im Rahmen der Maßschneiderausbildung, die zunächst bis 2013 geplant ist und in einem gemeinsamen Projekt wie z.B. der Modenschau verwirklicht werden kann. So werden bereits im kommenden Jahr die ersten finnischen angehenden Maßschneiderinnen ein Praktikum an der Max-Eyth-Schule absolvieren!

 

 

 

Text: S. Fricke-Nordmeier