Was haben Nähmaschine, Hobelbank und Blutdruckmessgerät gemeinsam? Keine Ahnung?
Die Antwort erweist sich philosophischer als vermutet, denn alle diese Gerätschaften sind Werkzeuge und Türöffner zugleich für die 96 Schülerinnen und Schüler der Max-Eyth Schule in Alsfeld, die am Mittwoch den 18. Juni ihre Zeugnisse in Händen hielten.
Fit werden für Ausbildung und Berufsleben ist das Ziel der Besonderen Bildungsgänge, die in diesem Jahr erstmals nach neuen Leitlinien unterrichtet und geprüft wurden. Ein wichtiges Element dieser Neuordnung sind die von Handwerkskammern und öffentlichen Institutionen anerkannten, zertifizierten Qualifizierungsbausteine, die jetzt 28 Schülerinnen und Schüler ihren Bewerbungsmappen beifügen können.
Türöffner für die Bewerbung sollen die erworbenen praktischen und theoretischen Inhalte dabei sein, die sich am Stoff des ersten Lehrjahres anerkannter Ausbildungsberufe orientieren.
Konkret lernten etwa die Schülerinnen und Schüler des Bausteins Gastronomie in der Ausbildungsküche der MES das Zubereiten einfacher Speisen und Getränke oder im Baustein Gesundheit den ersten Umgang mit Patienten und Blutdruckmessgerät. Die Absolventen des Bausteins Holz fertigten als Ergebnis ein Furnier mit Einlegearbeit für die Tür eines Medizinschranks an und in der KFZ-Werkstatt waren Geschick und Verantwortung beim Aufziehen und Auswuchten von Reifen und Rädern gefragt.
In so manchem Kleiderschrank hängt außerdem seit Juni 2008 ein hochwertiges und originelles Kleid, das im Rahmen des Bausteins Textil selbst entworfen und genäht wurde und auch das eine oder andere Jugendzimmer im oberhessischen Raum dürfte inzwischen fachgerecht von seinem Besitzer mit Pinsel, Tapete und Farbe innungsgerecht umgestaltet sein.
Anstrengend aber auch zutiefst befriedigend waren die Praxis-, Theorie-, und Projektprüfungen für die Prüflinge und ihre Prüfer immer dann, wenn die Ergebnisse eindrucksvoll den eigenen Lern- und Erfahrungsfortschritt widerspiegelten.
Junge Menschen, die zuvor als schulmüde oder lernschwach galten, entwickelten plötzlich in der praktischen Arbeit eine Zähigkeit und einen Ehrgeiz, der sich auch positiv auf ihre Leistungen in Deutsch, Englisch oder Mathematik niederschlug.
Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass 38 Schülerinnen und Schüler ihren Schulabschluss jetzt geschafft haben oder sich sogar die Chance erarbeiteten, die Berufsfachschule zu besuchen.
Das Rezept für den Erfolg besteht dabei - wie bei einer guten Suppe - in der ausgewogenen Mischung aus fördern und fordern. Zum EIBE-Programm der Max-Eyth Schule gehören deshalb das Betriebspraktikum, eine Einstiegsfahrt, Wanderungen, Förderunterricht und Exkursionen genauso, wie die persönliche sozialpädagogische Betreuung einzelner Schülerinnen und Schüler auch über die Unterrichtszeit hinaus.
Ein motiviertes Team aus Lehrern, Sozialpädagogen und Ausbildern unterstütze die jungen Leute ein Jahr lang dabei, sich selbst eine berufliche Perspektive zu schaffen, die für viele noch vor einem Jahr nicht möglich schien.
Quelle: M. Massier