Pressespiegel: Oberhessische Zeitung vom 19.03.2008
VOGELSBERGKREIS (oz). Rapide gestiegene Preise bei Benzin und Diesel lassen die Kfz-Halter stöhnen. Gerade bei Großverbrauchern wie Landwirten, Lohn- und Fuhrunternehmern wachsen die Treibstoffkosten enorm an. Außerdem werden durch die aktuelle Klimadiskussion die Probleme durch die Verwendung fossiler Treibstoffe (Benzin, Diesel) immer offensichtlicher. Dadurch nimmt das Interesse an alternativen, umweltfreundlichen Biotreibstoffen aus der Region immer mehr zu. Zu diesem Thema fand ein Workshop an der Max-Eyth-Schule Alsfeld statt, geht aus einer Pressemitteilung hervor.
Durchgeführt wurde die Informations-, Schulungs- und Beratungsmaßnahme durch das Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie. Teilnehmer waren die Schülerinnen und Schüler der Fachstufenklassen Landwirte im dritten Lehrjahr mit den Lehrkräften Dr. Bernhard Geiß und Günther Kaut.
Zunächst gab Dr. Hubertus Hofmann vom Witzenhausen-Institut einen Überblick über die verschiedenen Biokraftstoffe und ihre Herstellung. Neben dem schon etablierten Biodiesel spielt auch immer mehr die Verwendung von kaltgepresstem oder raffiniertem Pflanzenöl, vornehmlich aus Raps, eine Rolle.
1,12 Millionen Hektar RapsAuf gut 55 Prozent der Anbauflächen für nachwachsende Rohstoffe wurde im Jahr 2007 Raps kultiviert, was rund 1,12 Millionen Hektar entspricht. Relativ neu in Deutschland ist Bioethanol, das durch alkoholische Gärung etwa aus Getreide oder Zuckerrüben hergestellt wird. Seit einiger Zeit sind die ersten Bioethanol-Tankstellen in Betrieb.
Auch Biogas kann nach entsprechender Gasreinigung und Aufkonzentrierung in Gasmotoren wie Erdgas gefahren werden. "Zukunftsmusik" sind noch die synthetischen Kraftstoffe aus Biomasse ("Sunfuel", "BTL"). Doch in diesen Bereich werden derzeit hohe Forschungsmittel seitens der Automobilindustrie investiert.
Anschließend erläuterte Dr. Hofmann Erfahrungen mit der Umrüstung von Maschinen und Schleppern für den Einsatz von Pflanzenölkraftstoff. Gerade beim Pflanzenöl kommt es auf eine gute Ölqualität an. Diese ist mittlerweile in der "DIN V 51605" geregelt. Außerdem lernten die Teilnehmer unterschiedliche Umrüstungskonzepte und technische Lösungen kennen. Tipps und Hinweise, bei welchen Maschinen eine Umrüstung auf Pflanzenöl sinnvoll ist, was man dabei beachten sollte sowie Wirtschaftlichkeitsberechnungen rundeten das Bild ab.
Biokraftstoffe liefern für die Erzeuger von Biomasse, für Hersteller, Verarbeiter, Verbraucher und die Umwelt viele Vorteile. So sind sie weitgehend CO2-neutral und tragen kaum zum Treibhauseffekt bei. Sie stärken die Wirtschaftskraft im ländlichen Raum, sind umweltfreundlich (wenig Probleme beim Betanken der Maschinen auf dem Feld/im Wald, bei Tankleckagen; hohe Akzeptanz in der Bevölkerung) und sind zum Teil wesentlich günstiger als die Treibstoffe aus fossilen Quellen.
Allerdings hat die Politik durch die Besteuerung der Biokraftstoffe - derzeit 15 Cent bei Biodiesel, zehn Cent bei Pflanzenöl - den Anreiz, umweltfreundliche Treibstoffe zu tanken, deutlich gedämpft. Es gab einen Einbruch beim Biodieselabsatz um zwei Drittel. Da jedoch Landwirte von der Steuer befreit sind, können gerade größere Höfe, deren Spritverbrauch über 10 000 Liter pro Jahr (Grenze Agrardieselbeihilfe) liegt, durch den Einsatz von Pflanzenölkraftstoffen viel Geld sparen.
Quelle: Oberhessische Zeitung vom 19.03.2008