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2008

Erinnerung an jüdische Geschichte erhalten

Stephan Hanisch und Susanne Woitag von der <br />Max-Eyth-Schule präsentierten ihr Projekt über <br />Antisemitismus und Holocaust

Ausstellungseröffnung "Familie Wallach und Alsfelder Brauerei" im Regionalmuseum

Pressespiegel: Oberhessische Zeitung vom 11.11.2008

ALSFELD (gsi). Eine Lichterkette bildete den Abschluss der Gedenkveranstaltung in Alsfeld anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht. Sie führte in das Regionalmuseum, in dem der Geschichts- und Museumsverein unter Mitwirkung von Schülern der Max-Eyth-Schule eine Ausstellung über die Familie Wallach und die Alsfelder Brauerei vorbereitet hatte. Jochen Weppler vom Vorstand des Alsfelder Geschichts- und Museumsvereins konnte zahlreiche Gäste im Rittersaal, der die Ausstellung beherbergt, begrüßen: Neben städtischen Vertretern und Mitgliedern des Fördervereins Jüdische Geschichte nahmen auch Vertreter des Vogelsberger Kinder- und Jugendparlaments sowie Konfirmanden und Schüler der Geschwister-Scholl-Schule und der Max-Eyth-Schule an den Veranstaltungen teil.
Weppler zeigte sich tief beeindruckt davon, dass es möglich sei, junge Menschen für das Thema jüdische Geschichte zu sensibilisieren und davon, dass sie aktiv an Veranstaltungen gegen das Vergessen teilnehmen. Hinsichtlich der zukünftigen Aktivitäten des Museums betonte er, dass museumspädagogische Arbeit in enger Vernetzung mit der Archivpädagogik einen wesentlichen Schwerpunkt darstelle. In einem kurzen historischen Abriss ging Jochen Weppler auf die 150-jährige Geschichte der Alsfelder Brauerei ein, ist sie doch eng mit dem Lebenswerk der Familie Wallach verbunden, deren Mitglied Leopold Wallach sie im Jahr 1858 begründete. An historischer Stelle, so Weppler, finde die Ausstellung allemal statt, da das Minnigerodehaus, das heute das Museum beherberge, seit 1840 im Besitz der Familie Wallach gewesen war. "Durch die Unbilden der Zeit des Nationalsozialismus sollte alles, was die in ihrer Zeit angesehene jüdische Familie Wallach aufgebaut hatte, Stück für Stück ab 1935 im Sinne der Arisierung enteignet und die Erinnerung an den Namen und die Existenz der Familie Wallach ausgelöscht werden", fuhr Weppler fort.
Dass dies nicht gelang, stellte Schülerin Susanne Woitag unter Beweis, die im Rahmen eines Projektes des Kurses "Soziales und Kulturelles" an der Max-Eyth-Schule über das Leben der Familie Wallach recherchiert hat und Kontakt zu Doris Paula Wallach aufgenommen hat, die 1937 mit ihren Eltern Helmut Leopold und Lotte Henriette Wallach nach Argentinien geflüchtet war und heute noch dort lebt. Stephan Hanisch, Lehrer an der Max-Eyth-Schule, stellte dem Publikum das Projekt vor, das sich mit der Judenverfolgung im Dritten Reich beschäftigte. Es gebe kaum noch Zeitzeugen, aber der "Schoß für Antisemitismus sei noch fruchtbar". Dies könne man auch an seiner Schule auf erschreckende Weise spüren. Man müsse den jungen Menschen bewusst machen, dass unsere Demokratie nicht gottgegeben sei, sondern dass sie erkämpft werden müsse und man jeglichen anderen Anfängen wehren müsse.
Im Anschluss an diese Einführungen beantworteten Michael Rudolf und Bodo Runte erste Fragen aus dem Publikum, das sich sehr interessiert an den Exponaten und dem geschichtlichen Hintergrund zeigte. Die Ausstellung zeige neben Leihgaben der Alsfelder Brauerei auch Dokumente, die erstmals zu sehen seien, erläuterte Weppler. Anträge der Familie Wallach auf Einbürgerung oder die Gründung einer Brauerei, Auszüge aus den Kassenbüchern der Wallach´schen Unternehmen, teilweise sogar in hebräischer Schrift; Fotos, Baupläne, Plakate und Zeitungsberichte runden die Ausstellung über die 150-jährige Geschichte der Brauerei ab, auch wenn, wie Michael Rudolf immer wieder betonte, noch viele Fragen offen seien.
Die Ausstellung ist noch zwei Wochen lang im Rittersaal des Regionalmuseums zu sehen.

Quelle: Oberhessische Zeitung vom 11.11.2008