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2008

Biogasanlage für den Grundwasserschutz

Die Schüler im Gespräch mit Herrn Jesper <br />von den Stadtwerken in Marsberg

Landwirtschaftliche Berufsschüler besuchen Anlage in Marsberg

Biogasanlagen produzieren aus Gülle, Stallmist und/oder Nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Energiemais) Strom und Wärme. Dass eine solche Anlage auch zum Grundwasserschutz beitragen kann, erfuhren landwirtschaftliche Berufsschüler der Max-Eyth-Schule Alsfeld in Begleitung ihrer Lehrkräfte Günther Kaut, Ernst-Ludwig Moderer, Friedhelm Walther und Dr. Bernhard Geiß nun auf einer Exkursion nach Marsberg.

Die Bioanlage in Marsberg-Leitmar (Landesgrenze Hessen/NRW) ist eine Anlage der besonderen Art, da sie von den Stadtwerken Marsberg vorrangig aus Wasserschutzgründen und nicht, wie sonst üblich, nur zur Energieerzeugung errichtet worden ist. Damit ist sie in Hessen und NRW einmalig.

Ziel der Anlage ist es, die Qualität des Grundwassers zu erhalten und zu verbessern. Dies soll u. a. durch die optimale Ausbringung des in der Biogasanlage behandelten Wirtschaftsdüngers (Gülle und Stallmist) nur noch während der Wachstumsperiode (15. 2. bis Ende Juni; unter bestimmten Voraussetzungen bis 15. 9.) erreicht werden. Somit erhofft man, mittelfristig die Nitratwerte im Grundwasser zu senken und sich eine teure Denitrifikation des Wassers zu sparen.

Ein weiterer Grund für die Errichtung der Biogasanlage ist, dass nach der Wasserschutzgebietsverordnung Marsberg/Vasbeck ab 2009 in der Schutzzone II nur noch hygienisierte Gülle (Wärmebehandlung auf 70 ° C zur Abtötung von Keimen) ausgebracht werden darf. Diese Auflage würde einige landwirtschaftliche Betriebe, deren Flächen komplett oder zum Teil in der Schutzzone II liegen, stark beeinträchtigen. Ohne die Biogasanlage mit angeschlossener Hygienisierung und die entsprechenden Kooperationsvereinbarungen mit den betroffenen Landwirten wären ansonsten hohe Entschädigungsleistungen an die beeinträchtigten Betriebe fällig gewesen. Das hätte den Wasserpreis für die Abnehmer stark erhöht, da die Entschädigung über die Wassergebühren aufzubringen gewesen wäre. Somit profitieren alle Beteiligten: Die Wasserwirtschaft, die Landwirte sowie die Verbraucher.

In der Anlage werden jährlich ca. 16.000 t Gülle, 6.000 t Stallmist von etwa 45 Landwirten aus dem Wasserschutzgebiet verarbeitet. Als weitere landwirtschaftliche Biomasse kommen noch Energiepflanzen in Form von Silomais und Getreideganzpflanzensilage hinzu. In zwei Fermentern und zwei Nachgärbehältern (alle jeweils 2.000 m3) wird das Biogas (pro Tag 7.500 m3) erzeugt. Damit werden drei Blockheizkraftwerke (BHKWs) betrieben, die eine Gesamtleistung von 795 kW (elektrisch) haben. Somit produzieren die BHKWs 6,6 Mio kWh Strom pro Jahr, womit ca. 1.300 Haushalte versorgt werden können. Mit der Abwärme der BHKWs wird auch die Hygienisierung der ausgegorenen Gülle durchgeführt. Die Investitionskosten der Gesamtanlage betrugen 4,9 Mio €.

Quelle: Dr. Bernhard Geiß