Rapide gestiegene Preise bei Benzin und Diesel lassen die Kfz-Halter stöhnen. Gerade bei Großverbrauchern wie Landwirten, Lohn- und Fuhrunternehmern wachsen die Treibstoffkosten enorm an. Außerdem werden durch die aktuelle Klimadiskussion die Probleme durch die Verwendung fossiler Treibstoffe (Benzin, Diesel) immer offensichtlicher. Dadurch nimmt das Interesse an alternativen, umweltfreundlichen Biotreibstoffen aus der Region immer mehr. Zu diesem Thema fand im April 2007 ein Workshop mit Schülern und Lehrern an unserer Schule statt.
Durchgeführt wurde die Informations-, Schulungs- und Beratungsmaßnahme durch das Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie. Teilnehmer waren die Schülerinnen und Schüler der Fachstufenklassen Landwirte und Landmaschinenmechaniker (jeweils 3. Lehrjahr) mit den Lehrkräften Dr. Erwin Bernhardt, Hermann Schäfer und Dr. Bernhard Geiß. Didaktisch begleitet wurde die Veranstaltung durch Frau Veronika Hartart von der Universität Göttingen.
Zunächst gab Herr Joachim Finkenzeller vom Witzenhausen-Institut einen Überblick über die verschiedenen Biokraftstoffe und ihre Herstellung (mehr Info). Neben dem schon etablierten Biodiesel spielt auch immer mehr die Verwendung von kaltgepresstem oder raffiniertem Pflanzenöl (vornehmlich aus Raps) eine Rolle. Relativ neu in Deutschland ist Bioethanol, das durch alkoholische Gärung hergestellt wird. Seit einiger Zeit sind die ersten Bioethanol-Tankstellen in Betrieb. Auch Biogas kann nach entsprechender Gasreinigung und Aufkonzentrierung in Gasmotoren wie Erdgas gefahren werden. „Zukunftsmusik“ sind noch die synthetischen Kraftstoffe aus Biomasse („Sunfuel“, „BTL“). Doch in diesen Bereich werden derzeit hohe Forschungsmittel seitens der Automobilindustrie investiert.
Anschließend erläuterte Herr Peter Dönges, ehemaliger Lehrer für Motorenkunde bei der DEULA Schleswig-Holstein, inzwischen selbstständiger Motorentechniker und Berater in Sachen Pflanzenöltreibstoffe, praktische Erfahrungen mit der Umrüstung von Maschinen und Schleppern für den Einsatz von Pflanzenölkraftstoff. Gerade beim Pflanzenöl kommt es auf eine gute Ölqualität an. Diese ist mittlerweile in einer DIN-Vornorm (DIN V 51605) geregelt. Außerdem lernten die Teilnehmer unterschiedliche Umrüstungskonzepte und technische Lösungen kennen. Tipps und Hinweise, bei welchen Maschinen eine Umrüstung auf Pflanzenöl sinnvoll ist, was man dabei beachten sollte, sowie Wirtschaftlichkeits-berechnungen rundeten das Bild ab.
Biokraftstoffe liefern für die Erzeuger von Biomasse, für Hersteller, Verarbeiter, Verbraucher und die Umwelt viele Vorteile. So sind sie weitgehend CO2-neutral und tragen kaum zum Treibhauseffekt bei. Sie stärken die Wirtschaftskraft im ländlichen Raum, sind umweltfreundlich (wenig Probleme beim Betanken der Maschinen auf dem Feld/im Wald, bei Tankleckagen; hohe Akzeptanz in der Bevölkerung) und sind zum Teil wesentlich günstiger als die Treibstoffe aus fossilen Quellen. Leider hat die Politik durch die Besteuerung der Biokraftstoffe (nicht für Landwirte, wenn der Kraftstoff die vorgeschriebene Norm hält!) den Anreiz, umweltfreundliche Treibstoffe zu tanken, deutlich gedämpft (Einbruch beim Biodieselabsatz um ca. 50 %!). Gerade größere Höfe, deren Spritverbrauch über 10.000 Liter pro Jahr (Grenze Agrardieselbeihilfe) liegt, können durch den Einsatz von Pflanzenölkraftstoffen viel Geld sparen.
Quelle: Dr. B. Geiß; Foto: J. Finkenzeller