Pressespiegel (Oberhessische Zeitung vom 16.06.2007)
VOGELSBERGKREIS (oz). Auf wenig Gegenliebe ist bei den Grünen im Vogelsbergkreis die Idee des Hessischen Kultusministeriums gestoßen, die beiden Berufsschulen des Kreises - die Max-Eyth-Schule in Alsfeld und die Vogelsbergschule in Lauterbach - zusammen zu legen. Die Grünen lehnen den Vorschlag ab. Die Grünen-Fraktion hat deswegen für die nächste Kreistagssitzung am 2. Juli beantragt, den Kreisausschuss zu beauftragen, Verhandlungen mit dem Land Hessen und zwar Kultusministerium und Staatliches Schulamt, aufzunehmen, um die beiden Berufsschulen des Vogelsbergkreises sowie die Technikerschule weiterhin als selbstständige Schulen unter jeweils eigener Leitung zu erhalten.
Die Zusammenfassung der Schulen unter einer Verwaltung lehnen die Grünen ab.
Mehr als abwegig ist dies nach Meinung der Grünen schon aufgrund der Tatsache, dass der Kreisausschuss an den beiden Berufsschulen erst vor kurzem die Einführung neuer Unterrichtszweige beschlossen hat: die Einrichtung des Schwerpunktes "Ernährung und Hauswirtschaft" in der Vogelsbergschule sowie die Einrichtung des Schwerpunktes "Heilerziehungspflege" an der Max-Eyth-Schule.
Hierdurch soll nicht nur die Schülerzahl ausgeglichen sondern auch durch ein breiteres Fächerangebot der zusätzliche Ausbildungsbedarf gedeckt werden.
Eine Zusammenlegung würde zu einer einschneidenden Veränderung der Schülerströme führen und viel zu große Klassengrößen die Abwanderung nach Gießen, Fulda und Marburg eher noch fördern.
Wenn die Schüler immer weiter fahren müssten, um den von ihnen gewählten Bildungsgang wahrnehmen zu können, weil das Angebot immer weiter zusammengestrichen werde, würden sie eben auch in die Nachbarkreise oder ganz woandershin abwandern.
Eine Tendenz, die sich in Mecklenburg-Vorpommern inzwischen so auswirkte, dass in der Altersstufe 25 bis 35 Jahre ein 25-prozentiger Männerüberschuss herrsche, weil die jungen Frauen mit den durchschnittlich besseren Schulabschlüssen in den Westen abwanderten.
Die Grünen stellen für den Vogelsbergkreis auch die Frage, weshalb die Berufsschüler in Nachbarkreise abwandern und was Landrat Rudolf Marx gegen "den eklatanten Mangel an qualitativ hochwertigen Ausbildungsplätzen" im Kreis zu tun gedenke.
Wie sich zeige, führe der Ausverkauf von Bildung und die ständige Verlagerung von Aufgaben und Institutionen in Nachbarkreise immer weiter zu einem Niedergang der Wirtschaftskraft im Vogelsbergkreis.
Es gehe der Landesregierung nach Ansicht der Grünen offensichtlich darum, das schulische Angebot im ländlichen Raum weiter auszuhöhlen, die Zusammenlegung der Verwaltungen der beiden Berufsschulen und der Technikerschule sei "ein weiterer Schritt in dieser Richtung." Dann lasse sich nur noch eine Verwaltungsebene anweisen etwas zu ändern, das gehe leichter, als wenn man es mit drei selbständig handelnden Führungsebenen zu tun habe.
Gleichzeitig geht es für die Grünen "um die weitere Aushöhlung von Demokratie". Ohne Beteiligung der Betroffenen würden Beschlüsse über die Köpfe hinweg getroffen, das gehe immer leichter, je straffer die Strukturen und je geringer die Vielfalt sei.
Der nächste Schritt werde dann - so befürchten die Grünen - die Zusammenlegung der beiden Gymnasien sein. Jeder Schritt komme einzeln relativ harmlos daher, aber in der Gesamtheit würden von der CDU-Landesregierung Strukturen aufgebaut, die die bisherige Schullandschaft dramatisch veränderten.
Die Grünen weisen darauf hin, dass die Probleme mit Schulversagern, Randalierern, Gewalt an der Schule durch große, anonyme Schulen begünstigt würden und kleine Einheiten, in denen man sich kenne, die pädagogische Arbeit erheblich erleichtere.
Quelle: Oberhessische Zeitung vom 16.06.2007