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2007

Fachklasse der Anlagenmechaniker auf Studienfahrt

Die fünfzehn Schüler mit ihrem Lehrer Kurt <br />Hummel bei einer Nationalpark-Wanderung

Vielfältige Einblicke in Lebens- und Arbeitswelt in der Slowakei

15 Schüler der Fachklassen "Anlagenmechaniker Sanitär-Heizung-Klima" an der Max-Eyth-Schule Alsfeld führten mit ihren Lehrern Kurt Hummel, Bernhard Becker und Jens Langohr eine Studienfahrt in die Slowakei durch. Ziel der Fahrt war die Stadt Spišská Nová Ves, die auch Partnerstadt von Alsfeld ist. Mit der dortigen Berufsschule ist die Max-Eyth-Schule seit 1994 partnerschaftlich verbunden.
Die Studienfahrt war fachlich eingebunden in das Unterrichtsthema "Europa - Zusammenwachsen der Kulturen”. Als Europaschule versucht die Max-Eyth-Schule ihren Schülern zu vermitteln, dass erst durch das Erleben und Kennenlernen anderer Kulturen und Lebensweisen Toleranz sowie Akzeptanz für ein gemeinsames Europa entstehen kann. Hierbei gilt aber auch die alte Weisheit, dass Reisen bildet.
Nachdem sich die Schüler im vorbereitenden Unterricht über die Geographie, die soziale Struktur sowie wirtschaftliche Situation der Slowakei informiert hatten, erfolgte die Anreise mit der Bahn.
Nach der Ankunft wurden die deutschen Gäste bei einem sehr aufwändig gestalteten Empfang vom Bürgermeister begrüßt und erhielten weitere Informationen über Land und Leute. Die Empfangsfeier wurde sogar von einem regionalen Fernsehsender aufgezeichnet und gesendet.
Während ihres Aufenthaltes konnten sich die Schüler und ihre Lehrer mit der Geschichte des „Zipser Landes“, wie die Gegend um Spišská Nová Ves früher genannt wurde, vertraut machen. So erfuhr man zum Beispiel, dass die Region stolz auf eine sehr alte demokratische Vergangenheit zurückblicken kann. Schon im 15. Jahrhundert hatten die Zipsern (ca. 25 freie Städte) eigene demokratische Regeln aufgestellt, die das friedliche Zusammenleben des in der Region vorhandenen Vielvölkergemisches bestehend aus Ungarn, Slowaken, Deutschen, Rumänen und Weißrussen gewährleistete.
Im Laufe der Woche hatten die Schüler dann aber auch die Gelegenheit, die Schönheiten der umgebenden Natur kennen zu lernen. Dabei waren zwei anstrengende Wanderungen durch die Nationalparks „Slowakisches Paradies“ und „Hohen Tatra“ weitere Highlights. Die Besucher konnten unter slowakischer Führung ausgiebig die Naturschönheiten bewundern.
Im weiteren Verlauf des umfangreichen Programms mit kulturellen wie auch beruflichen Programmpunkten besuchte man als einen der Höhepunkte des Aufenthaltes Levoca, das frühere Leutschau, das berühmt ist aufgrund des von dem bekannten Meister Paul geschnitzten Holz-Altars. Von der Zipser Burg - der größten Burganlage Mitteleuropas - genoss die Reisegruppe dann das grandiose Panorama über die Region.
Ein fachlicher Höhepunkt war dann die Besichtigung des 640 kW Energiezentrums der Lebensmittelfabrik Spisska. Dort wird Erdgas russischer Herkunft in einer hochmodernen Zentrale zu Wärme, Strom und Kälte umgewandelt. Von besonderem Interesse ist die patentierte Anlage, da sie gegenüber den herkömmlichen Systemen das 2,5fache an Erdgas spart. In zwei Stufen wird dort ebenfalls Kälte für Klimaanlagen gewonnen. In der 1 Stufe erzeugt eine Absorptionswärmepumpe aus der Abwärme Kälte mit kleinem Temperaturunterschied. Für den noch fehlenden Temperaturunterschied treibt in der 2. Stufe ein Verbrennungsmotor eine Kompressions-Wärmepumpe an. Auf der gleichen Antriebswelle ist ein Elektrogenerator zur Stromerzeugung eingebunden. Er nutzt die Restenergie des Motors. Es ist auch noch eine normale Kraft- Wärmekopplung installiert, die Strom und Wärme erzeugt. Dieses System ist einmalig in der Slowakei.
Zum Schluss des Aufenthaltes hatten die deutschen Besucher die Gelegenheit, die Baustelle der neue Heizungsanlage der Partnerschule zu erkunden, wo zwar ein System eines deutschen Herstellers zum Einsatz kommt, das allerdings aufgrund des ursprünglich sehr teuren Regelsystems mit entsprechenden „Modifizierungen“ ausgestattet wurde.
Mit großem Interesse nahmen die Schüler zur Kenntnis, dass in der Slowakei die menschliche Arbeitskraft fast immer preiswerter ist als der Materialzukauf. Was letztlich bedeutet, dass Handarbeit auch heute noch einen hohen Stellenwert hat. Der Stundenverrechnungssatz liegt dort nur bei 5 bis 10 Euro, während er in Deutschland um das 6fache höher ist. Ein Arbeiter verdient in der Slowakei monatlich zwar nur etwa 250 Euro, dafür sind dort die Lebenshaltungskosten aber erheblich günstiger als in Deutschland. Ein Essen mit Getränk ist dort zum Beispiel für ca. 3 Euro zu haben.
Neben den vielfältigen Einblicken in Lebens- und Arbeitswelt der Gastgeber, fanden die deutschen Schüler noch die Zeit, problemorientierte Aufgaben zur Vorbereitung auf die Zwischenprüfung zu bearbeiten, bevor man wieder die Heimreise antrat.
Die Teilnehmer des Schüleraustausches konnten sich von der Richtigkeit des Ausspruches des Schriftstellers Jurek Becker überzeugen, der gesagt hat: „In Osteuropa kann man besser lernen als in Deutschland oder Belgien, dass ein Auto nichts als ein Auto ist und ein Kühlschrank nichts als ein Kühlschrank, und das Ansehen mit anderer Qualität zu tun hat als mit Besitz.“
Bereichert mit vielen Eindrücken und Erfahrungen kehrte man nach Deutschland zurück.
Gedankt sei an dieser Stelle dem slowakischen Schulleiter Dr. Ladislav Ruttkey, der mit sehr viel Engagement bei der Organisation der Fahrt mitgewirkt hat.

Quelle: M. Massier