Pressespiegel (Oberhessische Zeitung vom 20.09.2007)
ALSFELD (hek). "Kompetenzzentrum berufliche Schulen im Vogelsbergkreis - Campus Vogelsberg". Gut geht der Begriff, unter dem die beiden Berufsschulen im Kreis und die Staatliche Technikerschule in Zukunft zusammengefasst sein könnten, dem kommissarischen Leiter der Technikerschule, Ulrich Greulich beim Gespräch über die Lippen. "Bei einer engen Kooperation mit der Max-Eyth-Schule und der Vogelsbergschule muss es das Ziel sein, dass wir unsere Eigenständigkeit unter einem gemeinsamen Dach bewahren", stellte der 56-Jährige allerdings klar. Dass dieses Kompetenzzentrum kommen wird, daran zweifelt er nicht, schließlich sei es ein dringendes Anliegen der Landesregierung, das schnell umgesetzt werde, wo sich Land und Schulträger einig seien. So ist Greulich als Gast in der Steuerungsgruppe vertreten, die die Zusammenarbeit zwischen den Berufsschulen in Alsfeld und Lauterbach vorbereitet. Der kommissarische Leiter befürwortet die Beteiligung der Technikerschule an der Kooperation, da es "die Sicherung des Standortes Alsfeld und der Schulform für die Technikerschule bedeutet".
So habe es bereits seit Anfang des Jahres 2007 eine auf zwei Jahre befristete Kooperation mit der Max-Eyth-Schule gegeben, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten. In den Schulen selbst bildeten sich Arbeitsgruppen, die die gemeinsamen Vorhaben miteinander absprachen und für beide Schulen eine zum Vorteil gereichende Zusammenarbeit auf den Weg brachten. In erster Linie geschah das durch Unterrichtsaustausch. Als nächster Schritt war an eine gemeinsame Schulkonferenz der Fachschulen beider Schulen gedacht. "Als nun die vom Land und Kreis enge Zusammenarbeit der Berufsschule angedacht wurde, machte ein Zusammengehen unserer Schule nur mit der Max-Eyth-Schule keinen Sinn mehr", so Greulich. Deshalb spricht er sich für die Bündelung aller drei beruflichen Schulen im Kreis aus, auch wenn "es das beste für die Technikerschule gewesen wäre, allein zu bleiben", doch dies sei eine unrealistische Lösung. "Neben den beiden großen Schulen mit zusammen über 4000 Schülern hätten wir unsere Unabhängigkeit nicht bewahren können", schätzt Greulich die Situation ein. Eine Alternative hätte eine enge Zusammenarbeit mit der Technikerschule in Weilburg dargestellt. "Dabei wären wir der kleine Partner gewesen und da in Weilburg genug Platz vorhanden ist, hätte die Gefahr bestanden, dass die Technikerschule von Alsfeld nach Weilburg abwandert."
Eines machte Greulich, der seit 1980 an der Technikerschule als Lehrer tätig ist, aber auch deutlich. "Der überregionale Charakter der Schule erfordert den Erhalt unserer Eigenständigkeit." Dazu zählt vor allem, dass an der Technikerschule die "Studierenden" zweimal pro Jahr angenommen werden. Dadurch gibt es dort auch zwei Abschlussprüfungen pro Jahr.
"Es geht Akzeptanz verloren"
Der ALA-Kommunalpolitiker Stephan Rühl kritisiert Pläne für die Technikerschule
Pressespiegel (Oberhessische Zeitung vom 29.08.2007)
ALSFELD (oz). "Mit Bestürzung" hat Stephan Rühl, der sich für die Alternative Liste Alsfeld um das Bürgermeisteramt der Stadt bemüht hatte, Aussagen von Schulamtsdirektor Christoph Fellner von Feldegg bezüglich einer Zuordnung der Staatlichen Technikerschule Alsfeld zur Max-Eyth-Schule zur Kenntnis genommen. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor. Rühl kritisiert, dass Fellner von Feldegg Details aus seinen Gesprächen mit dem Kultusministerium und dem Vogelsbergkreis der Öffentlichkeit mitteilt, ohne dass diese Gespräche zuvor in dem zuständigen Gremium beraten wurden. So mussten der kommissarische Schulleiter, die Lehrer sowie der Personalrat der Technikerschule aus der Presse erfahren, dass "das Schulgebäude zu einem symbolischen Preis an den Vogelsbergkreis übertragen und die Technikerausbildung der Max-Eyth-Schule zugeordnet werden soll".
"Der Verlust der Selbständigkeit bedeute das ´Aus´ der Bautechnikerausbildung in Alsfeld", so Rühl. Mit dem Namen "Staatliche Technikerschule Alsfeld" verbinde man nicht nur in Fachkreisen eine Aus- und Weiterbildungseinrichtung, die der Bauwirtschaft qualifizierten Nachwuchs heranbildet. In ihrer über 100-jährigen Tradition hätten das hohe Ausbildungsniveau und die moderne Ausstattung der Labore die Staatliche Technikerschule Alsfeld weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.
Nur gut 20 Prozent der Studierenden kämen aus dem Vogelsbergkreis, viele sogar aus benachbarten Bundesländern. Das, so Rühl, sei ein weiterer, wesentlicher Grund, die Technikerschule in ihrer Selbständigkeit zu belassen, weil der Kreis kein Interesse daran haben könne, Studierenden aus anderen Landkreisen, geschweige denn aus anderen Bundesländern, teuere Klassenräume mit dem gesamten technischen Equipment zur Verfügung zu stellen. Diese Überregionalität widerspreche also dem Grunde nach schon vehement einer Trägerschaftsübernahme durch den Vogelsbergkreis. Rühl: "In einer beruflichen Schule eingegliedert, läuft die Fachschule neben vielen anderen Bildungsangeboten und wird daher an Akzeptanz und ihrem Bekanntheitsgrad verlieren."
Beispiele für geringe Akzeptanz seien die von Fellner von Feldegg genannten Technikerzweige, die sich in Trägerschaft der Landkreise oder Kommunen befinden und in ein Berufschulzentrum eingegliedert sind. Dort studieren an drei Berufsschulen noch nicht einmal halb so viele angehende Bautechniker wie in Alsfeld. Als Abteilung der Max-Eyth-Schule würde sich die Technikerschule binnen kürzester Zeit nicht mehr von den anderen Schulen in Kassel, Frankfurt und Bensheim unterscheiden und wäre demzufolge für einen Studierenden nicht so interessant, dass es etwa die Kosten für weite Anreise und Unterkunft rechtfertige.
Der umfangreiche Laborbetrieb, der hohe Weiterbildungsbedarf der Lehrkräfte und die Gesamtorganisation der Schule erfordern die Ressourcen einer autonomen Schule, um weiterhin die Qualität der Ausbildung zu gewährleisten. Bleibt die Staatlichen Technikerschule Alsfeld eine eigene selbständige Einrichtung, kann sie weiterhin ihren eigenen Charakter und ihr Profil entwickeln und wird daher bei den Studierenden eine höhere Akzeptanz erfahren und dies mit einem höheren Qualifizierungsgrad.
Auch für die Stadt Alsfeld bedeute der Verlust der Technikerschule eine weitere schmerzliche Lücke in wirtschaftlicher Hinsicht als auch im Bekanntheitsgrad, den die Studierenden und Absolventen über die Landesgrenzen hinaus transportieren.
Rühl erklärt, er sehe auch der Zusammenlegung der Schulleitungen der Vogelsbergschule und der Max-Eyth-Schule sehr kritisch entgegen, hätten doch beide Schulen im Laufe der Zeit ihr eigenes Profil und ihre Schulkultur entwickelt. Dass es Fellner von Feldegg dabei nicht um Einsparungsmaßnahmen geht, nehme ihm Stephan Rühl nicht ab. Für die Stabilisierung und Zukunftssicherung der beruflichen Bildung im Vogelsbergkreis ist eine Zusammenlegung nicht zwingend erforderlich. Verstärkte Kooperation zwischen allen drei beruflichen Schulen des Vogelsbergkreises sieht allerdings auch Rühl als förderlich und kann sich sicherlich auch in dem Projekt "Hessencampus" wirtschaftsfördernd für die Stadt Alsfeld auswirken.
Quelle: Oberhessische Zeitung vom 20.09.2007 und vom 29.08.2007