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2007

Als "Angie M." auf Tour durch Deutschland

Sarah Völker, Schülerin der Max-Eyth-Schule, mit dem
Straßentheater "Schluck & weg" zwei Wochen unterwegs -
Täglich drei oder vier Vorstellungen

Pressespiegel (Oberhessische Zeitung vom 02.06.2007)

ALSFELD. Im vergangenen Jahr war die Max-Eyth-Schule in Alsfeld eine der Stationen, die von "Schluck & weg", dem ältesten politischen Straßentheater Deutschlands, besucht wurde. Eine bunt gemischte Laienschauspielgruppe der Buko-Pharma-Kampagne erzählte in Form eines Theaterstückes über einen Alchemisten, der auszog um ein Wundermittel gegen die Leiden seiner Zeit zu finden. Alljährlich informiert diese Gruppe durch selbst geschriebene Theaterstücke in einer zweiwöchigen Tour durch Deutschland über Pharmaexporte in der Dritten Welt.
Auch Sarah Völker (mehr Infos), Mitglied der Alsfelder Marktspielgruppe, war unter den Schülern, die sich durch das Stück zum Nachdenken haben anregen lassen. "Nach dem Auftritt habe ich mich mit einer Darstellerin unterhalten und erfahren, dass dort jeder mitmachen kann." Und in diesem Jahr ist die 17-jährige Alsfelderin, Schülerin an der Max-Eyth-Schule, selbst dabei, wenn Robin Hood versucht "das Wissen", das auf der "BurG8" eingesperrt wurde, zu befreien.
Doch was hat Robin Hood eigentlich mit Medikamenten zu tun und was hat es mit der "BurG8" auf sich? "Wir haben einen Heiler erfunden, der Medikamente für die kranken Gefährten Robin Hoods herstellen kann. Er verfügt über "das Wissen", was bei uns als Gehirn dargestellt wird. Die "BurG8" soll eine Anspielung auf den G8-Gipfel sein. "Man erfährt ja aktuell, wie die Politiker sich in Heiligendamm vom Rest der Welt abschotten, eben wie eine undurchdringbare Burg" erzählt Sarah über das diesjährige Stück, denn das geplante Programm greift den G8-Gipfel auf und thematisiert wirtschaftliche Verflechtungen, die die Gesundheitssituation in armen Ländern verschlechtern.
Die diesjährige siebenköpfige Truppe hatte an vier Wochenendseminaren Zeit, mit einer erfahrenen Theaterpädagogin und Regisseurin ein Theaterstück zu entwickeln, das mit viel Witz und Biss die Themen der Pharma-Kampagne einem breiten Publikum verständlich machen und das überwiegend junge Publikum nicht nur informieren, sondern hauptsächlich zum Nachdenken anregen soll. Nicht nur das Erstellen von Szenen, Texten und Liedern gehörte dazu; auch hatten die ehrenamtlichen Laienschauspieler die Aufgaben Requisiten und Kostüme zu beschaffen oder selbst zu basteln.
Schon am ersten Wochenendseminar hat die Gruppe nach einer Figur gesucht, die einen Helden repräsentiert. "Die Geschichte um Robin Hood bietet nicht nur den von uns gesuchten Helden, sie hat auch gute Hintergrundkulissen, wie zum Beispiel Sherwood Forest und die Ritterburg" erklärt Sarah. "Der Sheriff von Nottingham bekommt von Angie M. und Putin den Auftrag, "das Wissen" zu stehlen. Damit haben sie Macht, Geld und Patente."
Sarah Völker verkörpert dabei die Rolle der "Angie M., die in der Original-Geschichte "Marie Ann" heißt. Ob es Robin Hood gelingt, "das Wissen" und seine Freunde zu befreien wird erst im Nachbericht der Tour verraten.
Vor wenigen Tagen fanden die letzten Proben statt, sodass sie mit ihrer Gruppe seit Pfingsten durch Norddeutschland tourt. Immer mit dabei: der buntbemalte Kleinbus, der gleichzeitig als Kulisse und Umkleideraum dient.
"Das wäre doch mal ein Abenteuer und eine Herausforderung für mich" dachte sie sich, als sie letztes Jahr die Gruppe zum ersten Mal sah. Abenteuerlich wird es auch werden, denn während der zweiwöchigen Tour sorgen die Gastgeber der jeweiligen Stadt für das leibliche Wohl und eine private Unterkunft, sodass nicht nur Städte und Menschen sich wechseln, sondern auch der Schlafplatz. Gaststädte werden dieses Jahr unter anderem Hamburg, Hannover, Essen, Bonn sowie der G8-Alternativgipfel in Rostock sein.
Aber auch am Kirchentag in Köln will "Schluck & weg" mit dem 30-minütigen Stück eine öffentliche Debatte um Arzneimittel als öffentliches Gut provozieren. Auftrittsorte sind Schulen, Weltläden und kirchliche Gruppen. Außerdem unterstützt und verbreitet das seit 23 Jahren bestehende Projekt die bundesweite Unterschriftenaktion "Gesundheit kommt nicht von allein!" der deutschen Aids-Kampagne.
Da die Theater-Tournee während der Schulzeit stattfindet, musste Sarah einige Anträge stellen und Gespräche mit Lehrern der Max-Eyth-Schule führen. "Alle haben meinen Wunsch befürwortet und ich werde von meinen Lehrern freundlich unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin" erklärt sie.
Doch ist das Ganze nicht nur mit Spaß verbunden. So ist die anstrengende Arbeit vor und während der Tour nicht zu unterschätzen, denn in jeder Gaststadt hat die Gruppe zwischen drei und vier Aufführungen nacheinander. "Diese Erfahrungen macht man nur einmal im Leben und werden sicher auch meine schauspielerischen Interessen bereichern." Und nach der Tour muss sie den Unterrichtsstoff von zwei Wochen nachholen, "aber das ist es mir auf jeden Fall wert!".
Jennifer Völker

Quelle: Oberhessische Zeitung vom 02.06.2007