Pressespiegel: Oberhessische Zeitung vom 13.12.2006
ALSFELD (ar). "Heute werden die Schüler zu Lehrenden, zu unseren Experten", so beschrieb gestern Schulleiter Friedhelm Miebach den Aktions- und Infotag der Max-Eyth-Schule. Und so war es: Ob chemisch-technische Assistentin, ob Maßschneiderin oder Techniker - alle Schüler waren gestern vor Ort, um Außenstehenden zu erklären, womit sie sich das ganze Schuljahr über beschäftigen. Außenstehende? Das waren die eingeladenen Schüler der zehnten Klassen aller Real- und Gesamtschulen, "Schüler aus der ganz nahen Umgebung, aber auch aus Neukirchen, Mücke und Homberg, sowie aus dem Schwalm-Eder-Kreis oder aus der Bad Hersfelder Gegend", wie Friedhelm Miebach erklärte. Schon seit mehreren Jahren biete die Max-Eyth-Schule einen derartigen Infotag an. "Dieses Konzept hat sich bewährt. Hier ist es halt anders als in der eigenen Schule. Hier können die Schüler Projekte begutachten, Klassenräume inspizieren und schon vorab die Lehrer kennenlernen", zählte der Schulleiter die Vorteile des Infotages auf. "Vor allem für die Schüler ist es immer eine besondere Herausforderung, etwas als Experte zu erklären. Sie werden so selbst zu Lehrenden und können oft ganz andere Ebenen für ihre Erklärungen finden als wir Lehrer", war Miebach stolz auf seine Schüler. Und so wimmelte es in den Fluren der Alsfelder Schule nur so vor Projekten, Infoständen und Mitmachaktionen. Doch was anfangs so kompliziert wirkte, war bei genauerem Hinsehen eigentlich ganz einfach. "Unsere Schule basiert auf drei Säulen: Der beruflichen Ausbildung, der Fachoberschule und dem Beruflichen Gymnasium. Außerdem bilden wir noch Maßschneiderinnen aus. Doch wo jeder seinen Schwerpunkt legt, das ist Geschmackssache", erklärte Miebach die grundlegende Struktur der Schule. Und wer sich trotz Raumplan am Infotag immer noch nicht wirklich orientieren konnte, dem wurde ein Lotse zur Seite gestellt, wie beispielsweise Anne Diemel. "Wenn man mich fragt, ich würde sagen, dass wir einfach naturwissenschaftlicher orientiert sind, als ein normales Gymnasium. Unser Abitur ist später auch genauso viel wert, wie das der anderen", beschrieb sie ihre Schule. "Das alles ist zur Orientierung gedacht", erklärte die Schülerin auf einem ihrer Rundgänge. "Hier kann man sich informieren, wenn man in der zehnten Klasse ist und sich fragt `Was mach ich jetzt? Was passt zu mir? Wofür reichen meine Noten überhaupt?´. Dafür ist das alles da." Und von Stundenplänen über den Schulstoff bis hin zu Prüfungsanforderungen war in den Präsentationsräumen alles vorhanden, was das neugierige Schülerherz begehrte. Und ein Rundgang durch alle Klassen lohnte sich: Während das Berufliche Gymnasium mit dem Schwerpunkt Gesundheit sich in seiner Vorstellung auf die medizinische Theorie konzentrierte - Diabeteskreuzworträtsel und Übungen am Plastik-Torso mit eingeschlossen - ging es in derselben Sparte bei den Fachoberschülern eher um praktische Erfahrungen. Im Alterssimulator konnten alle Schüler beispielsweise ein Mal selbst spüren, wie es ist, wenn die Sehkraft im Alter nachlässt und die Glieder schwer werden. Auch über den Beruf der medizinisch-technischen Assistentin und über die Altenpflege wurde informiert. Bei den Sozialassistentinnen dagegen wurde in einem Workshop getrommelt, außerdem wurde die Säuglingspflege vorgestellt. "Als Sozialassistent gehört auch die Entwicklung der Persönlichkeit und der Kreativität dazu. Dies geschieht im Unterricht unter anderem in den Bereichen Werken, Gestaltung oder Musik", erläuterte Musikpädagoge Christian Ritzenhoff Sinn und Zweck des Trommelns. Eher nüchterner sah es im Vergleich dazu im Raum der Fachoberschule Bautechnik aus. Doch neben dem Zeichnen am Computer musste auch hier in kleinen Übungen logisches Denken und die praktische Umsetzung geübt werden. "Unser Fach schreckt viele Frauen ab", konnte Juri Storz von der Abteilung berufliches Gymnasium Technik beobachten. "Die sehen, dass das hier viel mit Physik und Mathe zu tun hat, und das liegt nun mal nicht jedem."Anders sah es da wieder aus bei den chemisch-technischen Assistenten. Beim Testen von Batteriesäure, beim Feststellen der Wasserhärte oder bei der Bestimmung von Farbstoffen waren es zu 75 Prozent Frauen, die sich für diesen Berufszweig interessierten. Ob Maßschneider oder kaufmännischer Assistent, ob Informationstechnischer Assistent oder Fremdsprachensekretär? Oder soll es doch lieber das Berufliche Gymnasium mit den Schwerpunkten Ernährung oder Datenverarbeitungstechnik sein? Oder die Fachoberschule mit den Schwerpunkten Informationstechnik und Sozialwesen? Unter den 14 vorgestellten Berufs- und Schulmöglichkeiten hat der Eine oder Andere gestern sicher das Richtige gefunden.
Text: Oberhessische Zeitung vom 13.12.2006