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2006

"Nein" zum Tabu erklärt

Höflich nach dem Weg fragen <br />ohne negative Beschreibungen <br />versuchten diese Schüler in einem <br />Rollenspiel unter den Augen von <br />Nuray Coskun (rechts).

Vorstand der Schülerverwaltung der Max-Eyth-Schule sollte positives Selbstbild erlernen

Pressespiegel: Oberhessische Zeitung, 14.11.2006

ALSFELD (hek). "Negative Sprache kommt schnell als arrogant rüber, wer sich dagegen positiv ausdrückt wirkt selbstbewusst", erklärte Nuray Coskun, Leiterin eines vierstündigen Seminars für den neugewählten Vorstand der Schülerverwaltung (SV) an der Max-Eyth-Schule. Die Persönlichkeitsentwicklung, das Selbstwertgefühl und die Rhetorik sowie die Körpersprache sollten dabei geschult werden. Dazu ließ sie die zehn Schüler, die ihren - aufgrund des pädagogischen Tages - eigentlich schulfreien Morgen für dieses Seminar investierten, in Rollenspielen unter anderem verschiedene Situationen nachstellen. Höflichkeit, Achtung, Aufmerksamkeit, Lob oder auch Freundlichkeit waren einige der Schlagworte, die die SV-Schüler umsetzen sollten. Gerade beim Punkt Höflichkeit stellte sich schnell einiges an Diskussionsbedarf ein. "Höflichkeit ist heute eher die Ausnahme", betonte die Leiterin und die Schüler stimmten ihr dabei aus eigener Erfahrung zu.
In den Rollenspielen gab es allerdings immer die Vorgabe, keine negativen Worte zu verwenden. Die Worte "nein", "nicht", "kein" oder auch "nie" waren tabu, und sollten in den Szenen daher nicht vorkommen, was sich aber als relativ schwierig herausstellte, wenn beispielsweise eine Schülerin als Türsteher ihrer Kollegin den Eintritt in eine Disko verwehren sollte. Immer wieder ertappten die Schüler sich, aber auch Coskun dabei, dass sie diese Negationen verwendeten. Der Seminarleiterin kam es bei diesen Rollenspielen besonders darauf an, dass die Schüler durch ihre Rhetorik und Körpersprache einen positiven Eindruck auf die Gesprächspartner vermitteln. Wer sich der negativen Ausdrücke bewusst sei und sie dementsprechend vermeide, gewinne auch ein positives Selbstbild und wirke dadurch auf den Gesprächspartner positiver.
"Die Schülerverwaltung ist auch dazu da, bei Problemen zu helfen, und wenn man selbst negativ eingestellt ist, fällt dies viel schwieriger", erklärte Coskun diese Übung. Sie weiß wovon sie spricht, schließlich besuchte sie vor 15 Jahren selbst die Max-Eyth-Schule und war auch in der SV aktiv.
"Das Seminar diente vordergründig dem gegenseitigen Kennenlernen der neugewählten SV, aber auch der Entwicklung der Persönlichkeit und der Weiterbildung der Rhetorik der SV-Mitglieder", beschrieb Thomas Caspar, einer der drei Verbindungslehrer an der MES, die Zielrichtung der Vormittagsveranstaltung. Die SV an der MES erfülle mehrere Aufgaben: die Vertretung der Interessen der Schülerschaft, die Verbesserung des schulischen Lebensraumes, die Organisation von Veranstaltungen an der Schule sowie die Unterstützung von Schülern bei Konflikten innerhalb der Schule, bei Problemen mit Lehrern, Disziplinarmaßnahmen oder Schulverweisen.
"Das Seminar soll den Vorstand der Schülerverwaltung dabei unterstützen, sich ihrer Fähigkeiten, die sie alle haben und wegen der sie in diese Position gewählt wurden, bewusst zu werden, und sie für diese Arbeit einzusetzen", schilderte Coskun. Sie wolle den Schülern klarmachen, dass sie Freude und Engagement bei ihrer Arbeit haben können, denn dann hätten auch ihre Mitschüler mehr von der Arbeit der gesamten SV.

Quelle: Oberhessische Zeitung v. 14.11.2006